Terror in der Wüste

Mindestens 260 Tote: Wie die Hamas Jagd auf Festival-Besucher machte

Menschen auf einem Festival fliehen während des Angriffs der Hamas in der Nähe von Reim, Israel. Ein Screenshot aus einem Social-Media-Video vom 7. Oktober.
Menschen auf einem Festival fliehen während des Angriffs der Hamas in der Nähe von Reim, Israel. Ein Screenshot aus einem Social-Media-Video vom 7. Oktober.Reuters/Video Obtained by Reuters
  • Drucken

Es waren Tausende Menschen, die ausgelassen im Süden Israels auf einem Musikfestival feierten. Dann begann die palästinensische Terror-Organisation Hamas ihren Angriff. 260 Leichen wurden bisher geborgen. Mehrere Festivalbesucher wurden verschleppt.

Die ganze Nacht über haben Tausende Menschen mit Trance-Sound in den jüdischen Feiertag Sukkot (Laubhüttenfest) hineingetanzt. Gegen 6.30 Uhr in der Früh kamen die Raketen, rund 30 Minuten später die Angreifer. Das Nova-Festival im Süden Israels endete Samstagfrüh in einem Massaker. Es war einer von mehreren Orten, zu denen die Hamas aus dem Gazastreifen heraus vordrangen. Und einer jener Orte, an denen die meisten Opfer zu beklagen sind. Denn die Angreifer schossen einfach in die Menge.

Einsatzkräfte haben allein auf dem Festival-Gelände bisher mindestens 260 Leichen gefunden. Das berichtete die Nachrichten-Website Ynet unter Berufung auf den Rettungsdienst Zaka am Sonntagabend. Zahlreiche Menschen wurden außerdem in den Gazastreifen verschleppt.

„Sie waren überall mit ihren automatischen Waffen“

Medien zitierten Augenzeugen, die von einem Massaker sprachen. Im Netz kursieren Videos, die zeigen sollen, wie die Feiernden vor den Schüssen der Angreifer fliehen. Hunderte Menschen versuchen, ihre Autos zu erreichen, rennen über die offenen Felder, Schüsse sind zu hören. „Sie waren überall mit ihren automatischen Waffen“, erzählte Gili Yoskovich der BBC. Sie habe versucht, mit ihrem Auto zu fliehen, doch versteckte sich dann. „Sie gingen von Baum zu Baum und schossen. Überall. Von zwei Seiten. Ich sah, wie die Menschen um mich herum starben. Ich war sehr ruhig. Ich habe nicht geweint, ich habe nichts getan. (…) Aber ich habe (…) geatmet und gesagt: Okay, ich werde sterben. Es ist okay, atme einfach, schließe deine Augen.“

Augenzeugin Tal Gibly erzählte dem US-Sender CNN: „Wir konnten uns nirgendwo verstecken, weil wir uns auf einem offenen Platz befanden. Alle gerieten so in Panik und begannen, ihre Sachen zu nehmen.“

Junge deutsche Staatsbürgerin verschleppt

Auf einem besonders schwer erträglichen Video fahren Männer der Hamas mit einem Kleinlastwagen durch den Gazastreifen, auf dessen Ladefläche eine halbnackte junge Frau liegt, entweder bewusstlos oder tot. Umstehende Passanten jubeln. Bei der Frau soll es sich um eine deutsche Staatsbürgerin handeln: eine Tattoo-Künstlerin namens Shani Nicole Louk, die das Festival besucht hatte. Sie gilt als verschollen. Ihre Verwandten in Israel und Deutschland hoffen, dass sie noch lebt.

Tragische Geschichten und Videos dieser Art gibt es mehrere. Junge Menschen werden Zeugen davon, wie ihre Geliebten, Freunde und Angehörige auf Pick-up-Trucks und Motorräder verfrachtet und abtransportiert werden. „Es ist sehr schwierig, wenn man sieht, dass jemand, der einem so nahe steht und von dem man so viel weiß, so behandelt wird“, sagte ein Mitbewohner einer verschleppten jungen Frau dem US-Sender CNN. Er wisse von fünf oder sechs Personen, die mit ihm auf dem Festival waren und seitdem verschwunden sind.

Ein Angriff, der Israel überraschte

Die islamistische Hamas hatte Samstagfrüh von Gaza aus überraschend Raketenangriffe gegen Israel begonnen. Gleichzeitig drangen bewaffnete Palästinenser über Land, See und Luft nach Israel vor und griffen Menschen in mehreren Orten in Grenznähe an.

Nach vorläufigen Angaben wurden auf israelischer Seite mehr als 700 Menschen getötet und mehr als 2100 weitere verletzt. Israel reagierte mit Bombardements Hunderter Ziele im Gazastreifen. Dort gab es nach Angaben der örtlichen Behörden bisher knapp 500 Tote und 2750 Verletzte. Die Zahl stieg im Laufe des Wochenendes immer weiter, unter anderem, da israelische Streitkräfte in angegriffene Orte vorrückten und weitere Leichen entdeckten.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.