Reaktion in Wien

Schock, Trauer und neue Einschränkungen: Wie sich Jüdinnen und Juden in Wien nun schützen

Jüdische Einrichtungen stehen unter strengem Schutz: Wie der Wiener Stadttempel, auch Sitz der Israelitischen Kultusgemeinde.
Jüdische Einrichtungen stehen unter strengem Schutz: Wie der Wiener Stadttempel, auch Sitz der Israelitischen Kultusgemeinde.(c) DiePresse.com/klepa
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In der jüdischen Community sitzt der Schock tief. Sicherheitsmaßnahmen wurden erhöht, Schulkinder dürfen keine Ausflüge machen, es gibt „Reisetätigkeit“ nach Israel und am Mittwoch ist eine öffentliche Trauerfeier geplant. Denn: „Es gibt eine unglaubliche Welle an Solidarität“, sagt Oberrabiner Engelmayer.

„Wir sind schockiert, wir trauern um die zahlreichen unschuldigen Frauen, Männer und Kinder die verletzt oder ermordet wurden. Menschen wurden entführt, viele sind immer noch vermisst. Worte können die Lage kaum beschreiben“, in einem ersten Statement der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien ringt man sichtlich um richtige Worte für die Ereignisse der vergangenen Tage in Israel.

„Die vergangenen Tage waren unglaublich schwierig. Seit den ersten Nachrichten am Samstagmorgen ist die Stimmung bedrückt, traurig. Wie hätten dieses Wochenende ein freudiges Fest gefeiert, das war natürlich überschattet, es war unglaublich schwierig das irgendwie trotzdem zu feiern“, sagt Wiens Oberrabbiner Jaron Engelmayer.

Aber, trotz des Schocks, auch in Wien haben Jüdinnen und Juden, die gesamte jüdische Community, darauf umgehend reagiert. Am Samstag wurden die Schutzmaßnahmen für Synagogen in ganz Österreich sofort erhöht, dazu arbeiten die eigenen Sicherheitskräfte der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) eng mit Polizei, Verfassungsschutz und Bundesheer zusammen. Details dazu will Engelmayer aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgeben.

„Lassen uns nicht unterkriegen“

„Es ist ganz wichtig für uns zu zeigen, wir lassen uns nicht unterkriegen, wir lassen uns nicht demoralisieren. Das jüdische Leben geht weiter, die Gottesdienste gehen weiter“, sagt Engelmayer. Und so konnten die Gebete während der Feiertage friedlich und ungestört abgehalten werden, aber im täglichen Leben gibt es durchaus weitere Einschränkungen.

So gilt nun etwa für Synagogen und alle Einrichtungen der IKG, dass sämtliche Türen stets verschlossen bleiben müssen, dass Aufenthalt oder Versammlungen unmittelbar vor Gebäuden jüdischer Einrichtungen zu vermeiden sind. Und, die IKG ruft auf, verdächtige Vorgänge im Umfeld der eigenen Sicherheitszentrale oder der Polizei zu melden.

Schulausflüge abgesagt

Die Synagogen sollen weiter für Gebete geöffnet bleiben, auch der Schulbetrieb an jüdischen Schulen wurde heute, Montag, regulär fortgesetzt. Allerdings, der Schulbetrieb muss nun ausnahmslos innerhalb des Schulgebäudes abgehalten werden, Ausflüge sind bis auf weiteres abgesagt. Diese Maßnahme gilt bis auf weiteres und soll täglich neu evaluiert werden.

Für Jüdinnen und Juden wurden Anlaufstellen eingerichtet: Schließlich gibt es viele mit Angehörigen in Israel, wie Engemayer sagt. Ob es direkt von den Terrorakten in Israel betroffene Wienerinnen und Wiener gibt, das könne er nicht sagen. Das psychosoziale Gesundheitszentrum Esra hat jedenfalls eine Hotline für Gemeindemitglieder eingerichtet. Unter dieser werden auch kostenlose und anonyme Entlastungsgespräche angeboten sowie Beratung dazu, wie man etwa mit Kindern über die Situation sprechen kann.

Grundsätzlich können auch Israelis, die in der Armee gedient haben und in Österreich leben, als Reservistinnen und Reservisten nun einberufen werden. Wie viele davon betroffen sein könnten und ob es nun Reisen nach Israel gibt - sei es, um Verwandten beizustehen oder um ihren Dienst in den IDF anzutreten, dazu will Engelmayer öffentlich nicht im Detail sprechen. Es gebe aber eine „Reisetätigkeit“ von Wien aus, sagt er.

„Überwiegender Teil der Bevölkerung“ zeigt Mitgefühl

Am Mittwoch, den 11. Oktober ist eine Gedenkzeremonie in Wien für die ermordeten Kinder, Frauen und Männer sowie für die Verletzten und Vermissten geplant. Die Details dazu werden heute, Montag, ausgearbeitet, sagt Engelmayer. Es soll jedenfalls eine öffentliche Veranstaltung geben. „Wir erfahren eine unglaubliche Welle an Solidarität, der absolut überwiegende Teil der Bevölkerung zeigt Mitgefühl, dem möchte man gerne entgegenkommen.“

Wiens Oberrabiner Jaron Engelmayer.
Wiens Oberrabiner Jaron Engelmayer. (c) IKG/Daniel Shaked

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