Wirtschaftsnobelpreis

Nobelpreis für Forschung zu Gehaltsunterschieden – der Preis der „gierigen Arbeit“

Claudia Goldin sei „überrascht und sehr, sehr froh“ über die Auszeichnung gewesen, hieß es seitens der Akademie.
Claudia Goldin sei „überrascht und sehr, sehr froh“ über die Auszeichnung gewesen, hieß es seitens der Akademie. Reuters / Brian Snyder
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Der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften geht an die Harvard-Ökonomin Claudia Goldin. Sie erforscht, warum sich Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen so hartnäckig halten.

Wien. Immer mehr Frauen haben eine höhere Ausbildung, immer mehr Frauen gehen einer Erwerbsarbeit nach. Als Folge geht der geschlechterspezifische Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen zwar zurück. Ein gewisser Rest aber hält sich hartnäckig. Warum das so ist, erforscht die Harvard-Ökonomin Claudia Goldin. Dafür erhielt die 77-Jährige am Montag den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften verliehen.

Goldin ist die dritte Frau, die die Auszeichnung erhält. 2009 hatten die US-Forscherin Elinor Ostrom und 2019 die französisch-amerikanische Wissenschaftlerin Esther Duflo den Preis erhalten. Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm strich am Montag die historische Perspektive von Goldins Forschung hervor. Sie habe die erste umfassende Darstellung von Erwerbsbeteiligung und Einkommen von Frauen im Zeitverlauf dargelegt und Archivdaten aus über 200 Jahren gesammelt. Goldin habe gezeigt, dass die Erwerbsbeteiligung von Frauen keinem klaren Aufwärtstrend folgte, sondern einer U-Kurve.

Die Erwerbsarbeit verheirateter Frauen habe mit dem Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft abgenommen und sei mit dem wachsenden Dienstleistungssektor im frühen 20. Jahrhundert gestiegen. Warum aber bleiben gewisse Gehaltsunterschiede bestehen, obwohl in vielen Industrieländern Frauen in puncto Ausbildung Männer längst ein- wenn nicht sogar überholt haben? Goldin zufolge sei rückblickend ein guter Teil der Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen auf Unterschiede in Ausbildung und Beruf zu erklären. Heute bestehe ein bedeutender Teil zwischen Männern und Frauen in denselben Beschäftigungsfeldern. Der Frage, warum das so ist, hat Goldin ihr jüngstes Buch gewidmet – es trägt den schnörkellosen Titel „Career & Family“ (Karriere und Familie).

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