Das artikulierte Dampfablassen ist wichtig für das seelische Gleichgewicht – und eine Fundgrube für Sprachwissenschaftler.
Sprache

Das Schimpfen ist keine Schande, du Opfer!

Warum geht es bei deutschen Kraftausdrücken meist um Fäkales? Wie kam Matthias zum „Hiasl“? Und wie flucht man auf Wiener Schulhöfen? Die Germanistin Oksana Havryliv verrät es in „Nur ein Depp würde dieses Buch nicht kaufen“.

Als es in der Wiener Innenstadt vor drei Jahren zu einem islamistisch motivierten Terroranschlag kam, verewigte ein Amateurvideo die unverwechselbar Wienerische Reaktion eines Anrainers: „Schleich di, du Oaschloch“. Diese spontane Artikulation von Wut und Verachtung wurde wenig später zum österreichischen Spruch des Jahres geadelt. Das Beispiel zeigt: Wien ist nicht nur ein Hort der hohen und der holden Kunst, sondern auch der sehr bodenständigen des Schimpfens und Fluchens. Oksana Havryliv hat sich also einen idealen Ort ausgesucht, um zu ihrem Fachgebiet zu forschen: der Malediktologie.

Seit 30 Jahren beschäftigt sich die Germanistin aus der Ukraine mit Schimpfwörtern. Als sie in ihrem Studium damit begann, war das Thema „noch ein weißer Fleck“, erklärt die Forscherin im „Presse“-Gespräch. Es gab dazu „populäre Wörterbücher, aber keine breite seriöse Grundlage“. Nach wissenschaftlichen Werken, empirischen Studien und Workshops in Schulen hat Havryliv nun ihre Ergebnisse zu einem Buch aufbereitet. Seriös, aber auch populär, wie der launige Titel verrät: „Nur ein Depp würde dieses Buch nicht kaufen“. Es ist erstaunlich, was wir darin über uns selbst erfahren.

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