Naturhistorisches Museum

Das zweite Leben der Toten aus Schönbrunn

Vor einem Jahr im Zoo verstorben, kommt Bärin „Nora“ nun ins Museum.
Vor einem Jahr im Zoo verstorben, kommt Bärin „Nora“ nun ins Museum. APA
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Wie wird eine Eisbärin zum Präparat, was haben Fleischkäfer damit zu tun, und, was lagert in den Kühlräumen? Ein Besuch in der Präparationswerkstatt.

In wenigen Wochen wird sie einer der Stars des Museums sein. Kein Wunder, mit ihren 2,11 Metern ist sie ganz schön imposant, das helle Fell glänzt so samtig, man würde gerne reingreifen, durchwuscheln, man würde gern fühlen, wie scharf die Krallen sind.

Man macht es freilich nicht, schließlich sind wir im Museum, die Bärin ist „echt“. Und viele Besucherinnen und Besucher des Naturhistorischen Museum (NHM) werden das Tier schon zu seinen Lebzeiten beobachtet haben. Es ist Eisbärin „Nora“, die vor fast genau einem Jahr in Schönbrunn nach einer Kolik eingeschläfert werden musste.

In der Präparationswerkstatt des NHM hat sie nun quasi ein neues, zweites Leben bekommen. Beziehungsweise, Teile von ihr, wie Robert Illek, der Leiter der Zoologischen Hautpräparation im NHM erklärt. Das Fell ist echt (nur kahle Stellen am Bauch, wo die Bärin für eine Operation rasiert wurde, mussten mit altem Fell aus dem Speicher geflickt werden), die Haut, die Krallen sind es auch, nur die Augen sind aus Glas, das Modell, auf dem der „Balg“, die Tierhaut, aufgezogen ist, aus PU-Schaum.

Ausgestopft wird nicht mehr

Es gibt dafür, sagt Illek, ganze Kataloge, zeigt sie, in denen man Tierkörper-Modelle bestellen kann, die dann in Feinarbeit an den Körper des echten Tieres angepasst werden. „Ausgestopft“ werden so große Tiere nicht mehr. Nach wochenlanger Arbeit ist Bärin Nora nun fertig präpariert, im November wird sie Teil der Sonderausstellung „Arktis. Polare Welt im Wandel“ sein (8. November bis September 2024). „Eisbären“, sagt NHM-Direktorin Katrin Vohland, „stehen wie keine zweite Tierart für den Klimawandel. Sie zeigen, wie eng alles verbunden ist, welche komplexen Abhängigkeiten es gibt. Und sie sind eine sehr emotionalisierte Art“, sagt Vohland.

Und besonders die Zoo-Eisbären haben, man denke an die Hysterien um Jungtiere, einen besonderen Stellenwert. Dabei ist es an sich nichts besonderes, dass Schönbrunn-Tiere nach ihrem Tod im Museum eine Art zweites Leben bekommen. Tiergarten und NHM arbeiten seit 200 Jahren zusammen. Sterben Tiere, wird das Museum als erstes gefragt, ob man den Kadaver brauchen kann. Zumindest jetzt wieder, wie man in der Präparationswerkstatt erzählt, nachdem es einige Zeit nicht so gut gelaufen sei, wurde die Zusammenarbeit nun wieder intensiviert.

Das neue Belugawal Modell wird in der Sonderschau „Arktis“ zu sehen sein.
Das neue Belugawal Modell wird in der Sonderschau „Arktis“ zu sehen sein. APA

Ein Tier wie die Eisbärin ist da natürlich eine Highlight für die Präparatoren, aber auch andere große Zootiere landen in den Werkstätten. Aktuell, erzählt Illek, liegt im Keller etwa ein Löwenkadaver (nachdem die Haut abgezogen wurde) in einer Lösung aus Enzymen. „Man kann sich das vorstellen wie im menschlichen Magen“, sagt der Präparator, nach einigen Tagen ist das Gewebe aufgelöst, das Skelett freigelegt. „Das zeige ich Ihnen aber lieber nicht, das stinkt ziemlich“, sagt er.

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