Craig Green(links) hat in Central Saint Martins studiert, ist eng mit Themen wie Nachhaltigkeit und Diversität verbunden. Grace Wales Bonner kam im Oktober 2020 an die Angewandte. Sie sei wenig präsent gewesen, schrieb zuletzt die „Zeit“. 
Modeklassen

Prominente Designer als Modeprofessoren in Wien: Ist das noch die bestmögliche Lösung?

Mit diesem Semester kommt Craig Green als Modeprofessor an die Wiener Angewandte, vor ihm unterrichtete Grace Wales Bonner. Ihr wurde zuletzt vorgeworfen, zu wenig präsent gewesen zu sein. Wie sehen die Fashion Departments in Central Saint Martins, Antwerpen, Venedig und Linz aus?

Eines gleich vorweg: Dass in der Modeklasse der Universität für angewandte Kunst in Wien „Gastprofessorinnen und -professoren“ unterrichten würden, hört man dort gar nicht gern. Schließlich werde ein regulärer, dem Dienstrecht entsprechend befristeter Vertrag vergeben. Dennoch hält sich der Begriff hartnäckig, und das seit Anfang der 1980er-Jahre, das hat aber wohl damit zu tun, dass meist mehr oder weniger „Big Names“ aus der Branche verpflichtet werden, die weder in Wien arbeiten noch leben und so zumeist mit „Gastauftritten“ ihrer Lehrverpflichtung nachkommen.

Der Paradigmenwechsel erfolgte, nachdem Fred Adl­müller sich als Professor zurückgezogen hatte: 1980 verpflichtete die Universität keinen Geringeren als Karl Lagerfeld. Vier Jahre lang blieb er, äußerte sich später abfällig über seine allzu eingebildeten Studierenden. Die astronomisch hoch wirkende „Tagesgage“ von 108.000 Schilling (ca. 7850 Euro) rechnete damals „Krone“-Kolumnist Staberl seiner Leserschaft vor. Denn selbstverständlich erwartete man von einem (Gast-)Professor wie Lagerfeld keine ständige Anwesenheit, was wohl diese Rechnung möglich machte.

Spezialisierung. Ute Ploier ist Professorin im Studiengang „Fashion & Technology“ an der Kunstuniversität Linz. 
Spezialisierung. Ute Ploier ist Professorin im Studiengang „Fashion & Technology“ an der Kunstuniversität Linz. Philipp Horak

Heute ist die Professur, so erfährt man von der Universität, vertraglich als eine Mischung aus Anwesenheit für Korrektursitzungen, zumindest einmal im Monat, und laufender elektronischer Kommunikation mit dem Team der Modeklasse geregelt. Vereinzelt hatte man schon vernommen, dass die von Oktober 2020 bis Juni 2023 verpflichtete Professorin, Grace Wales Bonner aus London, es auch nach Ende der pandemiebedingten Lockdowns mit der Anwesenheitsverpflichtung nicht so ernst genommen habe. In einem für das „Zeit Magazin“ verfassten Porträt der Designerin, die für ihren postkolonial-transkulturellen Zugang geschätzt wird, war zuletzt unter Berufung auf Aussagen von Studierenden zu lesen: „[I]m Diplomstudiengang soll Wales Bonner in sechs Semestern insgesamt nur viermal anwesend gewesen sein, und das nicht nur wegen der Pandemie.“

Einhalten der künstlerischen Vision. Alles Unsinn, sagt sinngemäß Gerald Bast, der als Rektor mit Ende des letzten Semesters seinen Ruhestand angetreten hat. Der Artikel sei „nicht intensiv recherchiert“ gewesen: „Die beschriebene Situation entspricht nicht den Tatsachen.“

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