Grafenwörth

Morddrohung gegen Gemeindebund-Chef: Polizei rückte zum Schutz von Alfred Riedl aus

Das „Bermudadreieck“ von Grafenwörth: Oberhalb der Postfiliale wohnt Riedl in einem Penthouse mit eigenem Lift.
Das „Bermudadreieck“ von Grafenwörth: Oberhalb der Postfiliale wohnt Riedl in einem Penthouse mit eigenem Lift.Gernot Rohrhofer
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Ein Mann aus dem Bezirk Krems kündigte gegenüber einer Mitarbeiterin der „Kronen Zeitung“ an, dem scheidenden Gemeindebund-Chef „den Kopf abschneiden zu wollen.“ Die Folge war ein Polizeieinsatz vor dem Penthouse von Alfred Riedl in Grafenwörth (Bezirk Tulln).

Alfred Riedl bestätigt gegenüber der „Presse“ die Morddrohung, die am vergangenen Freitag zwar nicht unmittelbar gegen ihn ausgesprochen wurde, aber gegen ihn gerichtet war. „Weil nicht klar war, wie ernst die Drohung gemeint war, wurden mehrere Beamte zur Wohnung von Alfred Riedl nach Grafenwörth geschickt“, erzählt Roland Scherscher, Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung. Die Polizisten sicherten, nachdem die Morddrohung gegen 13.00 Uhr bekannt geworden war, den Eingang zu Riedls Penthouse, ehe einige Stunden später wieder Entwarnung gegeben werden konnte.

Anzeige wegen gefährlicher Drohung

„Der Mann konnte ausgeforscht werden und wird in den nächsten Tagen einvernommen. Über die weitere Vorgehensweise entscheidet die Staatsanwaltschaft“, sagt Scherscher und kündigt seitens des LVT eine Anzeige wegen gefährlicher Drohung an. Warum der Verdächtige aus dem Bezirk Krems in der Redaktion der „Kronen Zeitung“ angerufen und laut Ermittlern angekündigt hatte, dem scheidenden Gemeindebund-Chef und Grafenwörther Bürgermeister „den Kopf abschneiden zu wollen“, ist noch nicht restlos geklärt. „Derzeit sieht es danach aus, als hätte er sich über den Inhalt der Berichterstattung geärgert“, so Scherscher.

Die „Kronen Zeitung“ und das Nachrichtenmagazin „profil“ hatten am vergangenen Freitag über eine Lärmschutzwand vor Grafenwörth berichtet, von deren Erhöhung auf viereinhalb Meter vor allem Riedl profitiert haben dürfte. Die höhere Wand war Voraussetzung, damit Äcker, auf denen mittlerweile das umstrittene Immobilienprojekt „Sonnenweiher“ realisiert wird, in Bauland umgewidmet werden konnten.

Riedl, der in der Vergangenheit selbst einige dieser Äcker gekauft, geerbt bzw. ersteigert hatte, trieb die Erhöhung der Lärmschutzwand ab dem Jahr 2017 im Namen der Gemeinde persönlich voran und profitierte letztlich als Privatperson von der Wertsteigerung, die mit der Umwidmung verbunden war: Der Verkauf von 55.000 Quadratmeter Grund soll dem Bürgermeister gut eine Million Euro eingebracht haben. Erstanden hatte er die Flächen laut „Wiener Zeitung“ um 60.000 Euro.

Riedl dementiert Kosten für Gemeinde

Der Geschäftsführer der Asfinag Bau Management GmbH, Alexander Walcher, sagt gegenüber der „Presse“ zum Zustandekommen der Lärmschutzwand: „Alfred Riedl ist damals mit einem Lärmgutachten auf uns zugekommen. Wir haben ihm gesagt, dass die Erhöhung technisch möglich ist. Wir haben ihm aber auch gesagt, dass wir nur für bestehende Wohnbauten mit einer Hauptwohnsitz-Nutzung errichten können.“

Weil die Asfinag also keine Notwendigkeit sah, die bestehende Lärmschutzwand zu erhöhen, musste die Gemeinde selbst für die Baukosten aufkommen, „und hat das auch getan“, so Walcher. 50.000 Euro überwies die Marktgemeinde Grafenwörth vor Baubeginn als Anzahlung, weitere 300.000 Euro nach Fertigstellung. „Beide Rechnungen ergingen an die Gemeinde und beide Rechnungen wurden von der Gemeinde beglichen“, erklärt der Asfinag-Manager.

Riedl hingegen beharrt auf der Darstellung, dass der Gemeinde durch die Aufstockung der Lärmschutzwand keinerlei Kosten entstanden seien und betont in einer schriftlichen Stellungnahme: „Wer Gegenteiliges behauptet, der sagt die Unwahrheit.“ Wie Recherchen der „Presse“ ergaben, ist es tatsächlich so, dass sich die VI-Engineers, die den „Sonnenweiher“ gemeinsam mit der Niederösterreichischen Versicherung aus dem Boden stampfen, mit 170.000 Euro an den Kosten für die Erhöhung der Lärmschutzwand beteiligt haben.

Die restlichen 180.000 Euro belasten jedoch weiterhin das Budget der Gemeinde. Zwar beruft sich Riedl darauf, dass die Asfinag, „180.000 Euro aus mehreren verschiedenen Rechtstiteln bezahlt“ hat, jedoch wurden derartige Zahlungen bislang nicht geleistet - laut Alexander Walcher, „weil wiederum die Gemeinde ihren Teil des Vertrages nicht erfüllt.“

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