Tiroler Dorfleben

Der Wilde Kaiser, eine Diva

Bergsteigers Traum und Serien-Filmkulisse: der Wilde Kaiser.
Bergsteigers Traum und Serien-Filmkulisse: der Wilde Kaiser. Stefan Hasenauer/TVB Wilder Kaiser
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Going gehört zu den schönsten Dörfern Österreichs. Immer wieder dient es als Filmkulisse. Während mancher Gast sich wie ein Star vorkommt, bleiben die Goinger am Boden der Realität.

Pfarrer Johnson Mathew überquert eilig den Dorfplatz. Der Gottesdienst beginnt um neun Uhr. Über der Soutane trägt er eine Lodenjoppe, es ist schon etwas kühl an diesem Herbsttag. In seiner Hand hält er ein A4-Blatt, der Ausdruck eines E-Mails von der Diözese. Während der Messe wird er den Text vorlesen. Pater Mathew stammt aus Indien. Der Text, den er vorträgt, handelt vom Welttag der Migranten und Geflüchteten, der an dem Sonntag begangen wird. Aus der Lokalzeitung weiß man jedoch, dass einige ukrainische Familien im Ort sind und dass erheblich gespendet wurde.

Ganz egal, wo Fotos entstehen, sie landen garantiert auf Instagram. Als hätten die Goinger gewusst, dass sie einst als Filmdorf in die Geschichte eingehen würden, war das Verschönern des Orts immer schon ein Anliegen. Die Rokoko-Pfarrkirche aus dem Jahr 1775 zählt zu den schönsten Gotteshäusern Tirols und steht wie der Friedhof mit seinen schmiedeeisernen Kreuzen unter Denkmalschutz.

Bergdoktors Strahlkraft

Auch der in den 1960ern errichtete Brunnen mit der kupfernen Statue des heiligen Florian fügt sich ins Bild. Einziger Wermutstropfen: Es fehlt das Wirtshaus neben der Kirche. Den Gasthof Wilder Kaiser, in den der Bergdoktor hin und wieder einkehrt, gibt es nur im Film. Seit 2008 begeistert die TV-Serie rund um den gut aussehenden Hausarzt ein Millionenpublikum. Doch dass in dem sonnengegerbten Holzhaus am Kirchpatz Nr. 2 nicht die resche Wirtin Susanne Dreiseitl hinter der Schank steht, sondern ein gewisser Johann Gschwendtner wohnt, der außerhalb der Drehtage gern seine Ruhe hätte, wollen manche Fans nicht wahrhaben.

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