Mein Freitag

Entschuldigen Sie bitte den schlechten Traum

Im Zwiegespräch mit sich selbst kommt man selten auf die besten Gedanken.

Von der Arbeit zu träumen ist schon schlimm genug (als ob es keine Abenteuer gäbe), noch dazu war es ein Albtraum, der wegen seiner Spießigkeit eigentlich eine eigene Kategorie verdiente. Zwänglertraum, etwa. Es ging um einen Text, der nicht fertig wurde, technische Probleme, eine Deadline, die nicht zu schaffen war, und zwei Kollegen, die mich im Stich ließen und mit dem flotten Spruch „Selber schuld“ einfach gingen. Die Zeitung konnte nicht gedruckt werden.

Der Ärger blieb auch am Morgen danach frisch, und prompt war die erste Person, die mir über den Weg lief, der pampige Kollege. Ich erzählte ihm aufgebracht, wie schlecht er sich im Traum benommen hatte. „Soll ich mich vielleicht dafür entschuldigen?“, war die belustigte Reaktion. Die Zusammenarbeit war dann einseitig angespannt. So kindisch, aber der Groll im Unterbewusstsein ließ sich nicht so schnell verdrängen. Was, wenn man im Traum etwas erkannt hat, was im Alltag übersehen wurde?

Wie man im Zwiegespräch mit sich selbst Fallstricke knüpfen kann, über die dann die eigenen Füße stolpern, hat Paul Watzlawick in seiner legendären „Anleitung zum Unglücklichsein“ beschrieben, übrigens ein Buch, das nicht zu altern scheint. Zur Erinnerung: Jemand will von seinem Nachbarn einen Hammer borgen. Der flüchtige Gedanke daran, dass jener unlängst nicht sehr herzlich gegrüßt habe, lässt in ihm einen Strom an negativen Gedanken entstehen. Fazit: Der Nachbar habe garantiert etwas gegen ihn, warum eigentlich, so eine Frechheit. Letztendlich stürmt er nach nebenan und brüllt den verdutzten Nachbarn an, dass er seinen verdammten Hammer behalten könne.

Man kann sich in negativen Gedankenspiralen verlieren. Humor sprengt sie. Mein Kollege brachte mich so zum Lachen, dass sich der Nebel der Nacht auflöste. Leider versäumten wir dann beide unsere Deadline.

E-Mail an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

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