Thriller

„Fair Play“ auf Netflix: Das fragile Ego eines Mannes

Das Langfilmdebüt von Regisseurin Chloe Domont zeigt einen „Krieg der Geschlechter“.
Das Langfilmdebüt von Regisseurin Chloe Domont zeigt einen „Krieg der Geschlechter“.
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Ein Paar in der Welt der Hochfinanz, sie wird befördert, er nicht. Und dann? Alden Ehrenreich und „Bridgerton“-Star Phoebe Dynevor machen das Langfilmdebüt von Regisseurin Chloe Domont sehenswert

Es läuft schon am Anfang nicht alles wie geplant in „Fair Play“ auf Netflix: Emily und Luke haben sich bei der Hochzeit eines Familienmitglieds auf die Toilette verzogen, schmusen, er schiebt den Rock hoch ... Doch da ist plötzlich Regelblut, dann fällt ihm ein Ring aus der Tasche. Egal, will sie ihn heiraten? Ja! Sie türmen aus dem Toilettenfenster und als der Wecker am nächsten Morgen läutet – um 4:30 Uhr! – zeugt ein „Erdbeerfleck“ auf dem Laken vom nächtlichen Vergnügen.

Auf dem Weg in die Arbeit trennen sich die Wege von Luke und Emily, dort müssen sie ihre Beziehung geheim halten. Sie verstößt gegen „company policy“ in diesem hoch kompetitiven Hedgefonds. Bald wird das Glück auf die Probe gestellt. Ein Posten wird frei und das Paar erwartet, dass Luke befördert wird, doch der Firmenchef (herrlich ungustelig: Eddie Marsan) gibt nicht Luke den Job, sondern Emily.

Mit ihrer Beziehung verstoßen Luke und Emily gegen „company policy“.
Mit ihrer Beziehung verstoßen Luke und Emily gegen „company policy“.

Eine Kränkung, die Luke immer schwerer erträgt. Anfangs gratuliert er seiner Verlobten noch, doch bald verunsichert er sie mit Kleidungstipps (sie ziehe sich an wie ein Cupcake, meint er) und gefährdet mit Fehlentscheidungen ihre Karriere.

Die Fragilität dieses Männeregos ist die treibende Kraft im Langfilmdebüt von Regisseurin Chloe Domont. Wieso erträgt Luke nicht, dass Emily beruflich erfolgreicher ist? Wieso weigert er sich standhaft, seine berufliche Verwirklichung woanders zu suchen? Wieso kann er nicht glauben, dass sie befördert wurde, weil sie besser ist als er, und nicht, weil sie eine Affäre mit dem Boss hätte?

Der Sex ist meist unbefriedigend

Als Erotik-Thriller in der Nachfolge von „Basic Instinct“ und „Eine verhängnisvolle Affäre“ wird „Fair Play“ beworben, dabei sind die meisten Sexszenen unbefriedigend, und die Rollen weniger klar verteilt als in den Filmhits der späten 1980er und frühen 1990er. Luke und Emily haben Abgründe, aber sie sind keine Psychopathen oder eiskalte Killer, sondern beide auf ihre Weise gefangen in dieser testosteronschwangeren Welt. Nur gelingt es Emily besser, das Spiel der „boys“ der Hochfinanz mitzuspielen.

Sehenswert machen diesen „Krieg der Geschlechter“ die Darsteller: Als Emily zeigt Phoebe Dynevor, dass sie mehr kann, als sie in der Kostümserie „Bridgerton“ (sie spielte Hauptfigur Daphne in Staffel eins) zeigen durfte. Alden Ehrenreich, der als Han Solo einen Flop hingelegt hat, gibt Luke nuanciert.

Als Zuschauerin stellt man sich während des Films oft die Frage: Wieso wollen die beiden unbedingt bei diesem Hedgefonds arbeiten? Diese wird immerhin beantwortet: in Form eines Schecks mit einer Prämie in sechsstelliger Höhe.

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