Leitartikel

Das folgenschwere Überhören des Tickens von Umweltbomben

Hochwasser in einer südchinesischen Provinz. (Photo by AFP)
Hochwasser in einer südchinesischen Provinz. (Photo by AFP)APA / AFP / Str
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In Zeiten von offensichtlichen, erschütternden Katastrophen dürfen wir jene nicht vergessen, die sich schleichend ausbreiten. Oder schon sehr lange um uns sind.

In ein paar Wochen startet in Dubai die nächste Klimakonferenz. Spätestens bei dieser Gelegenheit wird ein Wort stark strapaziert werden: Nachhaltigkeit. Ein Begriff, der längst zum Schlagwort geworden ist und dessen konkreter Inhalt häufig auf der Strecke geblieben ist. Denn für welche konkreten Maßnahmen und Vorkehrungen dieses Wort tatsächlich steht, wird meist nicht dargelegt.

Und somit bleiben uns böse Überraschungen nicht erspart. Die jüngste ist eine Gruppe von Chemikalien, die die Wissenschaft in den vergangenen 15 Jahren das Fürchten gelehrt hat: PFAS steht stellvertretend für Substanzen und Verbindungen oft unaussprechlichen Namens, die seit mehr als 70 Jahren einen immer breiteren Anwendungsbereich gefunden hat und immer noch findet. Die Eigenschaften sind – aus Perspektive der Verarbeitung und der stofflichen Eigenschaften – verführerisch gut und deshalb findet sich das chemische Gemisch in industriellen Anwendungen zwar nicht überall, aber fast überall. Einmal in die Umwelt entlassen, verbreitet es sich bis in letzte Winkel unseres Planeten.

Für Menschen, andere Lebewesen und die Vegetation sind diese Chemikalien allerdings gefährlich. Studien haben zutage befördert, dass eine Schwächung der Immunabwehr, Beeinträchtigung von Leber und Niere und auch Krebs hervorgerufen werden kann. Wie stark diese Gefährdung tatsächlich ist, das lässt sich bloß ahnen, denn ein Verdacht ist erst nach fünf Jahrzehnten immer intensiver gewordenem Einsatz dieser Chemikalien aufgetaucht. Deshalb sind Forscher weit weg davon, die gesamte Palette möglicher Auswirkungen zu kennen. Ticken von Umweltbomben zu Überhören ist folgenschwer.

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