Messe-Saison.

Digitale Pause: Das Comeback der Messen

Organisatorin Marlene Obermayer in der Expositur der Angewandten, in der kommende Woche die „Vienna Art Book Fair“ stattfinden wird.
Organisatorin Marlene Obermayer in der Expositur der Angewandten, in der kommende Woche die „Vienna Art Book Fair“ stattfinden wird. Clemens Fabry
  • Drucken

Frankfurt hat die weltberühmte Buchmesse, Wien hat, nun, kein großes internationales Aushängeschild. Dafür eine diverse, recht bunte Messeszene.

Die Fahnen draußen vor dem Eingang flattern schon im Wind. Drinnen aber ist die helle, große Aula der Expositur der Angewandten primär: leer.

Noch. In den nächsten Tagen werden hier Tische und Stände aufgebaut, hunderte Bücher arrangiert, die Expositur zum Messestandort umgewandelt, denn ab Freitag findet hier die „Vienna Art Book Fair“ statt, auf der sich Künstlerinnen und Künstler, Verlage, Antiquariate treffen, präsentieren und ihre Kunstbücher verkaufen.

Organisatorin Marlene Obermayer richtet nach langer Coronazwangspause nun die zweite Auflage ihrer „Vienna Art Book Fair“ aus, die Grazer Kunsthistorikerin hat sich generell der Förderung von Kunstbüchern verschrieben und nach einem Besuch der New Yorker Art Book Fair beschlossen: So etwas braucht es in Wien auch.

Tatsächlich war – trotz internationaler Konkurrenz, es gibt weltweit an die 50 Kunstbuchmessen pro Jahr – die erste Auflage 2019 viel beachtet und gut besucht. Dass gleich zur Premiere so viele internationale Aussteller angereist sind (auch heuer sind es 135 aus 18 Ländern) und der Standort Wien gleich so gezogen hat, „hat mich total überrascht“, sagt Obermayer. „Ich wusste nicht, wie das wahrgenommen wird.“ Überhaupt sei es gar nicht so leicht, eine neue Messe aufzustellen: Jahrelange Vorlaufzeit, viel netzwerken, Kooperationspartner suchen. Nur weil die Angewandte die Räume kostenlos zur Verfügung stellt, sei es auch möglich, die Art Book Fair bei freiem Eintritt auszurichten.

Mit 4500 erwarteten Besuchern an drei Tagen ist Obermayers Event freilich eine der kleineren Messen, die in Wien nun im Herbst stattfinden, neben dem Frühling die Messehauptsaison in der Stadt (siehe auch Grafik). Und das schon seit mehr als 100 Jahren: Im Herbst 1921 fand in der damaligen Rotunde die „Erste Internationale Messe“ statt, Vorläufer (die Weltausstellung 1873!) gab es schon früher.

Wobei: Das „international“ ist, auch wenn bei der Vienna Art Book Fair Aussteller von Argentinien bis Griechenland dabei sind, heute die Ausnahme: Die meisten Wiener Messen sind eher nur national relevant. Ein Ausreißer ist der Wiener Ableger der „Comic Convention“ (kurz: ComiCon), für den viele Comic-und Cosplayfans aus dem Ausland kommen.

Die großen internationalen Fachmessen aber, für die Wien früher bekannt war, sind längst abgewandert. In den Osten, nach Deutschland, kleinere B2B-Fachmessen (also jene ohne Publikum, rein für die diversen Branchen) finden in Salzburg und Wels statt. „Die Messestadt Wien hat in den vergangenen 15 Jahren stark an Bedeutung verloren“, sagt Benedikt Binder-Krieglstein, Geschäftsführer von „RX Austria & Germany“, dem größten privaten Messeveranstalter im deutschsprachigen Raum. „RX“ ist auch alleiniger Betreiber des wichtigsten Messestandorts der Stadt: genau, der Messe Wien im Prater.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.