Kulinarik

Würmer im Curry, Heuschrecken in der Suppe

Ganze Heuschrecken werden beim Kochkurs mit grobem Salz knusprig geröstet. Sie landen, gemeinsam mit Mehlwürmern, als Topping auf der Suppe.
Ganze Heuschrecken werden beim Kochkurs mit grobem Salz knusprig geröstet. Sie landen, gemeinsam mit Mehlwürmern, als Topping auf der Suppe.Caio Kauffmann
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Für die einen sind sie die Nahrung der Zukunft, vielen anderen graust noch vor Insekten auf dem Teller. Bei einem Kochkurs des Start-ups Zirp werden Berührungsängste abgebaut.

Kost’ einmal ein Bein“, sagt Pontus (28) zu Julia (31). „Das is’ gut.“ Mit ein paar anderen stehen die beiden rund um eine große Pfanne, in der vor Kurzem Heuschrecken mit grobem Salz geröstet wurden. Julia, die gerade Naan-Brote mit Insektenmehl ausgerollt hat, ist da offen: „Je mehr man sie angreift, desto mehr verliert man die Hemmung.“

Rund um die Heuschreckenpfanne im Kochatelier Andante in Wien Landstraße drängt es sich. Unter Anleitung von Koch Peter Petzl stellen die Teilnehmer beim Kochkurs des Insekten-Start-ups Zirp gemeinsam ein Fünf-Gänge-Menü auf die Beine, kleines Detail: In jedem Gang finden sich Insekten, mal versteckter, mal offensichtlicher. Das Entflügeln der vier, fünf Zentimeter langen Heuschrecken ist dabei definitiv das Ungewöhnlichste, das dieser Abend zu bieten hat. „Der Kopf bleibt drauf“, instruiert Andrea Händler ihre Kollegen. „Sonst ist ja gar nix mehr dran.“ Die Kabarettistin hat sich für den Kurs angemeldet, weil sie der gesundheitliche Aspekt interessiert und sie wissen will, was man in der eigenen Küche aus Insekten machen kann. Ihre Freunde und Bekannten hätten da das Gesicht verzogen. „Aber ich hab mir gedacht: Was zwei Milliarden Menschen auf der Welt essen, das kann nicht so schlimm sein.“

Gesund und nachhaltig

Das ist wohl Musik in den Ohren von Christoph Thomann: Mit Zirp arbeitet er seit mittlerweile mehr als zehn Jahren daran, Insekten auch in unseren Breiten als Teil der Ernährung zu etablieren. Sein Unternehmen hat Insekten in unterschiedlichsten Varianten im Programm: von Mehlwürmern und geräucherten Heimchen zum Snacken über Proteinriegel und Browniemischungen mit Insektenmehl bis zu Burgerlaibchen mit Buffalowürmern. „Es ist das gesündeste tierische Protein und das nachhaltigste“, sagt er. „Es ist ein super Weg.“

Tatsächlich haben Insekten viele Vorteile, gerade im Vergleich zu Fleisch: „Insekten sind ernährungsphysiologisch sinnvoll, weil sie reich an wertvollen Proteinen, Fettsäuren und Spurenelementen sind“, sagt Simon Berner, der an der FH Joanneum im Bereich nachhaltiges Lebensmittelmanagement seit mehreren Jahren zum Thema Insekten forscht. „Und wenn man es richtig macht, dann ergibt es auch ökologisch absolut Sinn.“ Insekten sind effiziente Futterverwerter, können mit Überschüssen aus der Lebensmittelproduktion gefüttert werden – zum Beispiel mit Weizenkleie. Sie brauchen wenig Platz, können auch in großen Mengen artgerechter gehalten werden als andere Nutztiere. Und anders als etwa beim Rind, wo nicht einmal die Hälfte auf den Teller kommt, kann man sie quasi vom Kopf bis zu den Beinchen essen.

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