Pizzicato

Das Holzfällerhemd

Der Sommer war sehr groß, er war übergroß. Nun aber legt der Wind in den Fluren los, Sturm fegt über Berg und Tal und treibt die Blätter vor sich her. Herr, es ist Zeit: Der Herbst zieht ins Land. Wer jetzt keine Regenjacke hat, kauft sich keine mehr.

Über weite Strecken war Regen der große Fremde in diesem Jahrhundertsommer, dem noch manche folgen werden. Nun ergießt er sich über Stadt und Land, über die alte und die neue Welt. So auch in Hartford, Connecticut, beim Debüt Julian Nagelsmanns als Chef des deutschen Fußball-Nationalteams gegen die USA.

Weniger der Sieg Deutschlands – eine Rarität in der Kanzlerschaft des Olaf Scholz – stand hinterher zur Debatte als vielmehr das Outfit des Jungspunds auf der Trainerbank. Der 36-Jährige trug kein tailliertes Hemd oder Sakko wie Jogi Löw, keine Allzweck-Sportjacke oder gar einen Anzug wie die Fußball-Signori Carlo Ancelotti oder Roberto Mancini. Er tauchte, passend für den Samstagnachmittag und die saloppe Tradition des Gastgeberlandes, im hellen Holzfällerhemd auf. Eine Hommage an Kurt Cobain und den Grunge-Rock? Fußball-Deutschland diskutierte eifrig, ob man so leger zur Arbeit – und gleich gar zu Dienstbeginn – erscheinen dürfe. Gregg Berhalter, US-Chefcoach mit deutschen Wurzeln, schüttelte darüber nur den Kopf: those Germans. (vier)

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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