Lebensweg

Der Rennfahrer, der das Leben wählte

Die wilden Zeiten erlebt – und überlebt: Rudi Lins und Porsche 908 auf der Targa Florio 1969.
Die wilden Zeiten erlebt – und überlebt: Rudi Lins und Porsche 908 auf der Targa Florio 1969. McKlein
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Der Vorarlberger Rudi Lins beendete seine Karriere, als aus einer Leidenschaft tödlicher Ernst zu werden drohte. Als Unternehmer gelang ihm eine zweite Karriere.

Mit dem 917 begann der Aufstieg von Porsche zur Sportwagenmarke von Weltruhm. Der epochale, auch gefürchtete Rennwagen brachte den Stuttgartern den ersten Gesamtsieg in Le Mans 1970 (plus ein da capo im Folgejahr). Von heutiger Größe war Porsche damals weit entfernt. Der Einsatz, die ganze teure Entwicklung des Wagens war ein Wagnis gewesen, angetrieben vom Porsche-Enkel Ferdinand Piech als Technik- und Sportchef. Ein Fehlschlag hätte die Firma wohl in den Abgrund gerissen. Der Triumph lenkte die Geschicke auf die Überholspur.

Das Auto beendete auch die Karriere eines Rennfahrers. Nicht bei einem Unfall, und nicht direkt. Doch der Vorarlberger Rudi Lins beschloss im Cockpit eines 917, dass es genug sei für ihn, dass er eine gute Zeit gehabt hatte, und dass er noch andere Dinge erleben wollte. Und dazu musste man erst einmal überleben. 1970 waren Jochen Rindt und Bruce McLaren in ihren Rennwagen gestorben.

Rudi Lins (links) mit Helmut Marko in Le Mans. 1971 errangen die beiden auf Porsche 908 den dritten Gesamtrang bei den 24 Stunden von Le Mans. Marko gelang im Folgejahr der Gesamtsieg auf Porsche 917. Ein Jahr später beendete eine Verletzung Markos Karriere - ein aufgewirbelter Stein durchschlug das Helmvisier, Marko verlor dabei ein Auge.
Rudi Lins (links) mit Helmut Marko in Le Mans. 1971 errangen die beiden auf Porsche 908 den dritten Gesamtrang bei den 24 Stunden von Le Mans. Marko gelang im Folgejahr der Gesamtsieg auf Porsche 917. Ein Jahr später beendete eine Verletzung Markos Karriere - ein aufgewirbelter Stein durchschlug das Helmvisier, Marko verlor dabei ein Auge. McKlein

Rudi Lins’ Laufbahn als Rennfahrer währte nur sieben Jahre, von 1964 bis 1971, aber sie verlief in hohem Tempo. In Rennwagen gesprochen, umspannte sie sogar mehrere Epochen: vom schon angejahrten Porsche 356, dessen Einsatz bei Bergrennen er gerade noch aus eigener Kraft finanzieren konnte, bis zum 917, dann schon als Stuttgarter Werksfahrer. Das ist nur mit ziemlich viel Talent möglich.

Wir treffen Rudi Lins, Jahrgang 1944, fit und fröhlich, auf der Rennstrecke von Laguna Seca – er ist eine der „Legenden“, die Porsche zur siebten Rennsport Reunion in Kalifornien hat einfliegen lassen. Hier gehen die Rennwagen der frühen Tage wieder an den Start, ein unvergleichliches Spektakel – wenn man denn früher nicht selbst dabei war. Wie Lins, der im Porsche 908 seinen größten Erfolg feierte, ein dritter Gesamtrang in Le Mans. Sein Rücktritt bald danach kam völlig überraschend.

„Ich hab die Rennerei geliebt, aber ich habe mich niemals Rennfahrer gesehen“, erzählt er. Das hatte auf Kollegen wie Helmut Marko zugetroffen, mit dem er sich in Le Mans das Cockpit geteilt hatte (ein Jahr später, 1971, holte Marko im 917 den Sieg in Le Mans). „Der hatte einen klaren Plan, er wollte in die Formel 1, und das verfolgte er mit aller Macht.“ Doch Lins selbst spürte, dass seine eigene Ambition nicht mit der Monstrosität von Porsches neuem Rennwagen Schritt hielt – der war überragend, unter Fahrern aber auch gefürchtet, und anfangs sehr launig. Die Leidenschaft, mit der er bis dahin Rennen gefahren war, stets erfolgreich, erwies sich als nicht mehr ausreichend. „Das Ziel vor Augen fehlte.“

Lins ging auf Reisen, sah sich die Welt an, kehrte nach Vorarlberg zurück und übernahm den elterlichen Betrieb, ein VW- und Porsche-Autohaus. Das hat heute sechs Standorte und 220 Mitarbeiter, mittlerweile sind die Kids am Ruder. Seinen Ausstieg hat er nie bereut: „Ich war im Reinen mit mir.“


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