„UniLive“-Magazin

Semesterstart: Neue Stadt, neues Leben 

Clemens Fabry
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Im ersten Semester und neu in der Stadt – wie macht man das? Vier Studierende erzählen von ihrem Umzug nach Wien, Graz, Salzburg und Innsbruck.

Neu in Graz

„Ich schaue gerne die Enten an“, erzählt Moses Breitegger. Deswegen setzt sich der 19-Jährige oft auf eine Bank im Stadtpark und blickt auf den Ententeich. In Graz gebe es so wenig Grün, anders als in seiner Heimatstadt Kapfenberg, sagt er. Er mag Graz. Nicht nur wegen der Enten, sondern auch wegen der Öffis und den Radwegen. Seit Mitte September wohnt er in der steirischen Landeshauptstadt. Der Umzug aus dem knapp 60 Kilometer entfernten Kapfenberg war „relativ stressig“, weil der angehende Student sich gleichzeitig durch einen Bürokratiedschungel kämpfen musste: Studienbeihilfe beantragen, sich für die richtigen Kurse anmelden – es gibt so einiges, was den Einstieg in das Studentenleben kompliziert macht. Studieren will er Umweltsystemwissenschaften an der Uni Graz. Worum es dabei genau geht? „Das versuche ich selbst noch herauszufinden“, sagt Moses. Tatsächlich habe er sich für Graz entschieden, weil der Studiengang nur hier angeboten werde. Zusätzlich studiert er Soziologie. „Ich konnte mich nicht entscheiden.“

Moses Breitegger im Stadtpark Graz.
Moses Breitegger im Stadtpark Graz. Helmut Lunghammer

Pendeln für das Footballteam. Graz ist als Stadt nicht komplett fremd für Moses. Der 19-Jährige hat hier schon seinen Zivildienst abgeleistet. Inzwischen lebt der Kapfenberger in einer WG mit seiner Freundin und deren Schwester am Griesplatz. „Ich werde mich hier definitiv schneller einleben als in einer anderen Stadt“, sagt er. Trotzdem ist der neue Abschnitt ein großer Umbruch für ihn. „Ich bin sehr neugierig, die Stadt besser kennenzulernen.“

Heimweh ist für ihn trotzdem ein Thema. Seine Schulfreunde und seine Familie in Kapfenberg will er oft besuchen. Und dann ist da noch seine Footballmannschaft, die Upperstyrian Rhinos. Zweimal die Woche wird Moses, der dort als Wide Receiver spielt, zu den Trainings nach Bruck an der Mur pendeln. In Graz gibt es zwar auch ein Team, die Graz Giants, aber Moses nimmt den Weg für seine Footballfreunde gerne in Kauf. Ob er auch nach seinem Studium in der Stadt bleiben will, hänge von den Jobangeboten ab. Vielleicht zieht es ihn danach auch wieder ins Grüne.

Neu in Salzburg

Annika Buschmann lebt seit September in Salzburg.
Annika Buschmann lebt seit September in Salzburg.Doris Wild

Dass es die Mozartstadt wird, war am Ende die Idee von Annika Buschmanns Mutter. Beim Frühstück meinte diese einmal zu ihr, wieso sie denn nicht nach Salzburg studieren gehen wolle. Immerhin hat die Familie der gebürtigen Deutschen aus Magdeburg (Sachsen-Anhalt) „viele schöne Erinnerungen“ an die Stadt und ihre Umgebung: Sie hat mit ihrer Familie viele Sommerurlaube im Salzkammergut verbracht.

Das gab am Ende auch tatsächlich den Ausschlag, sich für die kleine Landeshauptstadt zu entscheiden. Erst seit eineinhalb Wochen wohnt die Studentin nun definitiv hier – im Studentenwohnheim. Inskribiert hat sie sich für Kommunikationswissenschaft. Den Aufnahmetest dafür habe sie zwar auch in Wien machen wollen, hatte aber an diesem Tag keinen Zeit. Die deutschen Unistädte Münster und Leipzig seien ebenfalls zur Auswahl gestanden, aber: „Die großen Studentenstädte sind nichts für mich“, sagt Annika. Die 19-Jährige mag es, dass Salzburg „relativ überschaubar“ ist. Auch die Uni: „Das ist persönlicher.“

stadt voll mit touristen. Trotz vertrauter Umgebung sei es dennoch „komisch“ gewesen, als ihre Familie aus Salzburg wieder nach Deutschland gefahren sei und sie dort allein zurückgelassen habe. „Da habe ich mich schon einmal einsam gefühlt.“ Als aber wenig später die Uni-Kurse losgingen, starteten auch die Unternehmungen: Den Stadtkern, den Annika bereits gut kennt, erkundete sie inzwischen bei einem Stadtspaziergang, den die Studierendenvertretung ihres Studiengangs organisierte.

An der Salzach gehe sie gerne joggen, sagt Annika. Doch das Schönste an Salzburg sei der Ausblick von der Festung hinab auf die Stadt. Das aber locke auch viele Touristen an, die die engen Gassen verstopfen. „Da muss man sich schon überlegen, welchen Weg man nimmt.“ Insgesamt aber sei sie dank mancher Abende unter Nachbarn im Studentenheim und neuer Bekanntschaften auf der Uni schon nach eineinhalb Wochen ganz gut angekommen: „Es könnte nicht schöner sein.“

Neu in Innsbruck

Oxana Gajsun vor ihrer Uni in Innsbruck.
Oxana Gajsun vor ihrer Uni in Innsbruck. Michael Kristen

Bis zu ihrem Umzug war Oxana Gajsun nur ein einziges Mal in Innsbruck. Erst im September zog die gebürtige Hessin aus Wiesbaden in die Tiroler Landeshauptstadt. Doch trotz dem recht kurzem Aufenthalt fühlt sich die Psychologiestudentin schon wohl in ihrer Wahlheimat.

Ihr einziger Besuch davor galt dem Aufnahmetest für ihr Studium. „Ich wäre aber so oder so nach Innsbruck gezogen“, sagt Oxana. Die Stadt gefalle ihr sehr gut, denn „alle sind sehr freundlich“. Vor allem der Kontrast zwischen Stadt und Bergen habe die 22-Jährige in den Bann gezogen. Auch die „günstigen kulturellen Angebote“ für Studierende führt sie ins Treffen: Im Tiroler Landestheater gebe es kostenlose Vorstellungen, in der Stadtbibliothek Büchergutscheine. Und auch die Uni-Sportkurse findet sie „mega gut“. Badminton und Skifahren wolle sie ausprobieren.

Mit neuen Freunden, die sie auf Events für Erstsemestrige kennengelernt habe, geht sie nun gerne in eine bestimmte Bar („Das Wohnzimmer“) oder zu einem Sushistand in Uni-Nähe. Die Universität selbst scheint ihr auch zu gefallen: Ihre erste Vorlesung beschreibt sie als „sehr voll und sehr strukturiert“. Die Lehrenden findet sie „sehr sympathisch“.

Für immer in der Wahlheimat? Ursprünglich sollte Oxanas Schwester auch mitkommen, doch deren Pläne änderten sich kurzfristig. Nun bewohnt Oxana ein Doppelzimmer im Studentenwohnheim. Das sei kein Problem. Auf Reisen habe sie schon oft in Hostels übernachtet. So könne Oxana auch neue Kontakte knüpfen. Dennoch spielt Heimweh für sie eine Rolle: „Ich kann jetzt nicht so oft nach Deutschland“, sagt die Hessin. Denn am Wochenende jobbt sie in einem dänischen Möbelgeschäft.

In der Alltagsgestaltung zwischen Job, Studium und neuen Freunden aber merkt man: Innsbruck soll ihr neues Zuhause werden. „Man muss sich das dann auch ein bisschen zur Heimat machen“, sagt Oxana. Das ist schon schwer.“ Doch: „Wenn es gut läuft, würde ich gerne in Innsbruck bleiben“ – auch über das Studium hinaus.

Neu in Wien

Amina Buttinger ist kürzlich nach Wien umgezogen.
Amina Buttinger ist kürzlich nach Wien umgezogen.Clemens Fabry

Neue Stadt, neues Zuhause, neuer Alltag: Auf Amina treffen alle Attribute zu, die das Leben als „Erstsemestrige“ so mit sich bringt. Seit September wohnt die Studentin im „Haus Oberösterreich“ im siebten Bezirk in Wien, einem der traditionsreichsten Studierendenheime der Stadt, „da ich gehofft habe, dass es den Anfang leichter macht, wenn man Menschen um sich hat und nicht in einer Wohnung alleine sitzt“, wie sie erzählt. Die gebürtige Welserin zog in die Bundeshauptstadt, um an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wirtschaft- und Sozialwissenschaften zu studieren. Im neuen Wohnheim gesellt sie sich vorerst zu anderen Landsfrauen und -männern aus Oberösterreich.

Dort hat sie ein Doppelzimmer, „was natürlich eine riesige Umstellung ist, wenn man sein Leben lang ein eigenes Zimmer hatte“. Doch bisher laufe es „ganz gut“, denn es sei „schön, immer jemand zu haben und nicht ganz allein zu sein“. Ihre Geschwister leben bis dato im Elternhaus in Wels. Abseits der Angst vor der Umstellung freue sie sich auf den Alltag in Wien. Auch, „weil es so anders ist als daheim. Es gibt so viele Möglichkeiten, so viel Kultur. Allein, wenn man spazieren geht, sieht man so viel. Und ich finde auch großartig, dass es hier so international ist und es für jeden die passenden Leute gibt. Ich glaube, hier kann man sich gut so entwickeln, wie es für einen passt.“

Kein Anschluss Ohne Alkohol? Der neue Lebensabschnitt aber birgt auch verunsichernde Beobachtungen. „Was mich verwundert hat, ist, wie viel Alkohol bei Studenten fließt.“ Überall stünden Spritzerstände an der Uni, dauernd drehe sich alles um Happy Hours. „Ich habe mich gefragt, wie das wird, wenn man kein so großer Fan von Alkohol ist und auch nicht unter der Woche weggehen will.“ Aber sie genieße, dass der Großteil der Studenten wirklich motiviert sei „und hier sein möchte“. Was ihr sehr helfe, seien die Events der ÖH, die Hilfe bei der Organisation und Orientierung böten. „Denn besonders am Anfang war ich sehr überfordert mit all den Kursen und der Uni.“

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