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Brandsatz auf jüdische Gemeinde in Berlin: „Unser Trauma wird wieder wach“

Auf das Gebäude der jüdischen Gemeinde Kahal Adass Isroel in Berlin wurde in der Nacht auf Mittwoch ein Brandanschlag verübt.
Auf das Gebäude der jüdischen Gemeinde Kahal Adass Isroel in Berlin wurde in der Nacht auf Mittwoch ein Brandanschlag verübt.APA / AFP / Odd Andersen
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In der Nacht auf Mittwoch griffen Unbekannte ein jüdisches Gemeindezentrum in Berlin an. Die dortige Synagoge wurde schon einmal zerstört – in der Reichspogromnacht. Die Mitglieder der Kahal-Adass-Isroel-Gemeinde fühlen sich „als Zielscheiben“.

Es ist halb fünf in der Nacht, als Anna Segal von ihrem Mann geweckt wird. Es habe einen Brandanschlag auf das Gemeindezentrum gegeben. Er fahre gleich hin. Seitdem ist die 37-Jährige nicht mehr ins Bett zurückgekehrt.

Zehn Uhr am Vormittag, Anna Segal steht hinter einem rot-weißen Absperrband der Polizei. Irgendwo auf dem Gehsteig, ein paar Schritte von ihr entfernt, sind die zwei Flaschen mit Flüssigkeit gelandet. Sie wurden von der Seite geworfen, habe Segal gehört, damit der Polizist in der Wachhütte vor dem Haus der Kahal-Adass-Isroel-Gemeinde in der Berliner Brunnenstraße nichts sehen konnte. Die Täter hätten sich hinter einem roten Müllcontainer auf der gegenüberliegenden Straßenseite versteckt, sagt ein anderes Mitglied der Gemeinde. Die Polizei geht von zwei Tätern aus, die gegen 3 Uhr 45 „zwei mit Flüssigkeit gefüllte, brennende Flaschen in Richtung der Synagoge“ warfen. Die Brandsätze landeten auf dem Gehsteig und erloschen dann.

„Dann hätte die Hamas gewonnen“

„Ich schwanke zwischen Panik und Angstzuständen. Dem Gefühl, ich muss die Koffer packen und weg hier“, sagt Anna Segal, die Geschäftsführerin der Kahal-Adass-Isroel-Gemeinde. „Auf der anderen Seite hätte die Hamas dann gewonnen.“ Seit neun Jahren lebt sie in Berlin, sie hatte sich sicher gefühlt. Nun dreht sie sich jedes Mal um, wenn sie ihr Haus verlässt. Sie prüft, ob ihr jemand einen Davidstern an die Haustür gemalt haben könnte. An verschiedenen Ecken der Stadt sind Schmierereien aufgetaucht: Davidsterne auf Wänden, auf einem Rest der Berliner Mauer an der East Side Gallery schrieben Unbekannte: „Kill Juden“.

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