Architektur und Design

Das neue Cobenzl: Die Swinging Sixties lassen grüßen

2017 forderte die Stadt Wien eine Erneuerung des Areals, im Jahr darauf wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Baufreimachung und Abbruch begannen 2020.
2017 forderte die Stadt Wien eine Erneuerung des Areals, im Jahr darauf wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Baufreimachung und Abbruch begannen 2020.Sigrid Verhovsek
  • Drucken

Das beliebte Ausflugsziel der Wiener ist ein wandelbarer Ort: Auf dem Cobenzl waren bereits ein alchemistisches Labor, ein Hotel und ein Lazarett untergebracht. Nach dem Umbau lädt das Café zur Zeitreise ein und Schloss und Meierei zu opulenten Feiern.

An der weißen Reling über der alten Steinmauer des Rondells sieht man auf das Meer, das einmal Wien war. „Man hat, von hier hinunterblickend, einen großen Teil der Stadt wie auf der flachen Hand“, umschreibt Heimito von Doderer den Blick von der Meierei des Cobenzl. Der blaue See aus Gebäuden scheint unendlich und ist dennoch ein maßstäblich kleines Wien – erstaunlich, wie sehr die Distanz die Perspektive zu verändern vermag. Das mit dieser Weitsicht ausgestattete Café Rondell auf dem Cobenzl scheint über dem Alltag zu schweben.

Einer langen Tradition des Cobenzl als Ausflugsziel der Wiener:innen stehen immer wieder veränderte räumliche Gestaltungen gegenüber. Das im 18. Jahrhundert errichtete einstige Schloss derer von Cobenzl auf dem Reisenberg – eine Erweiterung zweier Erholungsheime der Jesuiten – wurde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, diente als alchemistisches Labor, Hotel, Lazarett und Flüchtlingsheim, bevor es 1966 abgerissen wurde. Die Stadt Wien, die das Gelände 1907 erworben hatte, errichtete damals nicht nur die Höhenstraße, sondern im Anschluss an die etwas talwärts gelegene Meierei auch einen Restaurationsbetrieb in barockisierendem Heimatstil, der in der Zwischen- und Nachkriegszeit florierte. 1952 wurde durch Architekt Anton Potyka die Moderne in Form eines Café- und Bar-Pavillons hinzugefügt. In den 1980er-Jahre brannte das nicht mehr bewirtschaftete „Schloss-Restaurant“, wurde später partiell renoviert und nach Umbauten nochmals in Betrieb genommen.

„Was kann weg, was muss bleiben?“

2017 forderte die Stadt eine grundlegende Erneuerung des Areals und lud mögliche Investor:innen bzw. Pächter:innen zur Bewerbung ein. Das Konzept sah vor, einen anmietbaren Bereich für Veranstaltungen jeglicher Größe zu bieten, während das frei stehende Rondell ein Café-Restaurant beherbergen sollte. Anfang 2018 wurde ein zweistufiger offener europaweiter Architekturwettbewerb ausgeschrieben, den das Berliner Büro Realarchitektur und Mostlikely Architecture aus Wien für sich entschieden. Ein pandemiebedingter Betreiberwechsel zur Motto-Group brachte später die Interieur-Spezialist:innen von Kroenland Design ins Team.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.