Interview

Industrie-Präsident Knill zur Lohnrunde: „Die Inflation darf nicht zweimal gezahlt werden“

„Für die Industrie sprechen wir nicht von einer milden Rezession“, so Knill.
„Für die Industrie sprechen wir nicht von einer milden Rezession“, so Knill.Clemens Fabry
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Der Großteil der Teuerung sei bereits durch den Staat kompensiert worden, sagt Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung. Das Angebot der Arbeitgeber einer Lohnerhöhung von 2,5 Prozent in der Metaller-Lohnrunde sei daher fair.

Die Presse: Die Industriellenvereinigung ist an den Lohnverhandlungen nicht aktiv beteiligt, aber natürlich stark davon betroffen. Bereitet sich die Industrie schon auf Streiks vor?

Georg Knill: Wir bereiten uns auf weitere intensive Lohnverhandlungen vor. Die Arbeitgeber haben ja ein Gegenangebot gestellt, das ganz stark auf Erhalt der Kaufkraft ausgelegt ist. Die Arbeitnehmervertreter haben darauf in üblicher Manier mit Betriebsversammlungen reagiert. Ich kann nicht sagen, inwiefern es hier jetzt weitere Eskalationsstufen geben wird. Das werden die Verhandlungen zeigen.

Das Angebot der Arbeitgeber liegt bei 2,5 Prozent, die rollierende Inflation bei 9,6 Prozent. Von den Arbeitnehmervertretern wird das Angebot daher als Affront gesehen.

In diesem Vergleich wird aber nur ein Teil widergegeben, was angeboten wurde. Denn das Angebot beinhaltet eine nachhaltige Erhöhung um 2,5 Prozent und zusätzlich eine Einmalzahlung in Höhe von 1050 Euro. Unter Anrechnung der Abschaffung der Kalten Progression ergibt sich so eine Steigerung von sieben bis neun Prozent – je nach Einkommenshöhe. Außerdem muss man etwas klar sagen: die Industrie und die Arbeitgeber sind nicht schuld an der Inflation. Das war eine importierte Inflation, die aufgrund verschiedenster Faktoren hoch geblieben ist. Und es hat auch viele Anti-Teuerungsmaßnahmen der Bundesregierung gegeben, weshalb laut Zahlen der Nationalbank für 2022/23 bereits rund 80 Prozent der Teuerung kompensiert wurden. Das geschah durch diverse Einmalzahlungen oder Zuschüsse – vom Bund über die Länder bis zu den Kommunen. Und daher sage ich: die Inflation muss und darf nicht zweimal gezahlt werden. Daher ist es ein absolut faires Angebot der Arbeitgeber.

Das Argument der Gewerkschaft lautet, dass Einmalzahlungen eben nicht nachhaltig wirken.

Wir dürfen hierbei die massiven Unterstützungsmaßnahmen der öffentlichen Hand nicht außer Acht lassen. Und diese zahlen wieder die Steuerzahler. Nochmal: doppelt zahlen brauchen wir die Inflation nicht. Die Inflation geht außerdem auch zurück, wenngleich auch langsam. Es war in Summe eine Ausnahmesituation, die es seit 40 Jahren nicht mehr gegeben hat. Daher ist es aus meiner Sicht auch notwendig, sich von alten Ritualen wie einer Benya-Formel zu lösen und neue Wege zu gehen.

Streiks wurden in Österreich in der Vergangenheit um beinahe jeden Preis vermieden. Heuer sieht das anders aus. Haben die Arbeitgeber keine Angst mehr davor?

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