KV-Verhandlungen

Der Handel steigt mit einem dicken blauen Auge als Nächstes in den Ring

Die Mitarbeiterin einer Boutique in Bregenz (Archivbild).
Die Mitarbeiterin einer Boutique in Bregenz (Archivbild).Bloomberg
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Viele Händler hängen wegen der schwachen Konjunktur in den Seilen. Vor der ersten KV-Runde legte die Gewerkschaft ihre Forderungen für die mehr als 560.000 Beschäftigten auf den Tisch: ein Plus von mindestens 9,2 Prozent und mehr Freizeit. Geht sich das aus?

Während die Metaller am heutigen Freitag bereits in die dritte Verhandlungsrunde abbiegen, bereitet sich auch der Handel auf den alljährlichen Verhandlungs-Showdown vor. Nächsten Dienstag sitzen sich die Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter der mit 560.000 Beschäftigten größten Kollektivvertragsgruppe des Landes erstmals gegenüber. Die beiden Seiten werden einander dabei wenig schenken, so viel scheint im Vorfeld klar.

Am Donnerstagabend warf das Verhandlungsteam der Gewerkschaft GPA seine Forderungen in den Ring. Es brauche eine „faire und dauerhafte Lohn- und Gehaltssteigerung, die über der rollierenden Inflationsrate von 9,2 Prozent liegt“, sagt GPA-Chefverhandlerin Helga Fichtinger. Die genauen Prozentsätze, um die sich die Einkommen erhöhen sollen, wird die Gewerkschaft den Arbeitgebern kommenden Dienstag beim ersten direkten Aufeinandertreffen vorlegen. Man erhoffe sich dann auch von der Arbeitgeberseite einen Vorschlag, mit dem man „ernsthaft arbeiten“ könne, sagt Martin Müllauer, mit Fichtinger Chefverhandler für die Gewerkschaft. Ein Angebot wie zuletzt bei den Metallern, die eine Lohnerhöhung von 2,5 Prozent angeboten haben, sei ein „Hohn gegenüber den Beschäftigten, die alle aus dem letzten Loch pfeifen“. Das sei kein konstruktiver Weg.

Das Teilzeitdilemma

Neben mehr Geld wollen die Arbeitnehmer künftig auch mehr Freizeit. Bei den diesjährigen KV-Verhandlungen fordert die GPA anstatt der jahrelang ventilierten „leichteren Erreichbarkeit“ der sechsten Urlaubswoche nun zusätzliche dauerhafte „Freizeittage“: drei Arbeitstage ab fünf Dienstjahren, zwei weitere ab sieben Dienstjahren und noch einen freien Arbeitstag ab zehn Dienstjahren. Dies sei einerseits „ein Mitarbeiter-Bindungsprogramm“ und reduziere anderseits den Arbeitsdruck, hieß es von der GPA. Langfristig müsse man sich auch über eine generelle Arbeitszeitverkürzung unterhalten, so Fichtinger.

Die Teilzeitquote liegt im Handel mit 38,5 Prozent deutlich über dem Durchschnitt (30,5 Prozent) und ist im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Man „wundere“ sich, warum große Handelsketten einerseits über Personalengpässe klagen und Tausende offene Stellen ausgeschrieben haben. Gleichzeitig würden viele Arbeitnehmerinnen – die Handelsbeschäftigten sind zu fast zwei Dritteln weiblich – gern ihr Stundenausmaß aufstocken, was von Arbeitgeberseite meist abgelehnt wird. Für die Handelsunternehmen sind Teilzeitarbeitskräfte oft nützlicher, da sie flexibel eingesetzt werden können.

Viele Händler hängen wirtschaftlich in den Seilen

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