Fahrbericht

Renault Espace: Was vom Van übrig blieb

Im SUV-Look: Vor allem ist der Espace ein feines Reiseauto geblieben.
Im SUV-Look: Vor allem ist der Espace ein feines Reiseauto geblieben. Greg
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Espace, das ist immer noch ein klingender Name. In der Neuauflage ist vom alten Raumgleiter allerdings nicht mehr viel zu sehen. Was ist geblieben?

Und das ist, um es gleich vorwegzunehmen, gar nicht schlimm. Der neue Espace erweist sich im Test als größtenteils gut bis sehr gut gelungenes Modell im zeitgemäßen Kleid, sprich: als Beitrag im Fach der Kompakt-SUVs. Er hat nur nichts mit den Vans der früheren Generationen am Hut. Vermutlich wollte uns Renault nach Arkana, Austral und Rafale bloß nicht mit einer weiteren Namensschöpfung verwirren.

Kein Trendsetter

Schon der Vorgänger des aktuellen Espace war ein Mittelding aus Van und SUV, nunmehr dominiert eben die robuste Formensprache, auf die sich derzeit ein so großer Teil der Käufer einigen kann. Trendsetter, wie es der Ur-Espace von 1984 war, wird man so allerdings nicht.

Das ist ziemlich gut gelungen: die Digitalisierung des Cockpits ist durchdacht und obendrein hübsch anzusehen.
Das ist ziemlich gut gelungen: die Digitalisierung des Cockpits ist durchdacht und obendrein hübsch anzusehen. Greg

Nicht nur der Geschmack des Publikums, auch der Fahrzeugbau an sich hat sich verändert, und das spürt man mittlerweile auch bei Renault. Eine Plattform samt Antriebsstrang dient vielen Baureihen als technische Basis, wir erwähnten die Namen bereits. Damit entfällt einiges an Auswahl, was diese gleichzeitig einfacher macht: Den Espace gibt es nur so, wie wir ihn fuhren, als E-Tech Full Hybrid 200, wobei die Zahl für die PS steht – als Systemleistung.

Der Espace war einst mit großen Sechszylindern beliebt, da reicht heute die Hälfte. Ein Dreizylinder mit 1,2 Litern Hubraum übernimmt den Verbrenner-Part, und das muss man erst einmal heraushören. Generell vernimmt man wenig vom Treiben in den Brennräumen. Nach Möglichkeit übernimmt der 50 Kilowatt starke Elektromotor den Antrieb (ein zweiter Elektromotor dient als Starter/Generator), und in der Stadt schauen immer wieder rein elektrische Fahrsequenzen heraus. Das Rangieren, wenn man zum Beispiel aus der Tiefgarage ans Tageslicht drängt, gelingt ohnehin elektrisch. So viel gibt die 1,7-kWh-Batterie gern her, sie ist deutlich größer dimensioniert als in Hybriden vom Schlag des Prius.

Auf Wunsch (und ohne Aufpreis) mit drei Sitzreihen für - theoretisch - sieben Passagiere. Theoretisch, weil ganz nach hinten nur die Kids klettern werden.
Auf Wunsch (und ohne Aufpreis) mit drei Sitzreihen für - theoretisch - sieben Passagiere. Theoretisch, weil ganz nach hinten nur die Kids klettern werden.Greg

Die große Frage ist jene nach der Effizienz. Der ausgerufene Normverbrauch von 4,6 Litern pro 100 km lässt sich nur in speziellen Anwendungen verwirklichen. Mit einem realistischen Mix von Stadt und Autobahn kamen wir auf sechseinhalb Liter – sicherlich kein schlechter Wert für ein mit allen Annehmlichkeiten beladenes und viel Platz bietendes SUV.

Klar wird mancher bemerken, dass man mit einem Diesel vor ein paar Jahren darunter fuhr. Aber diese Motoren waren nicht sauber und ihre Manieren ließen zu wünschen übrig. Kein Vergleich zum neuen Espace, der das elektrische Element gut in den Fahrkomfort integriert hat, ohne dass man von Lade-Zores geplagt wird. Wie überhaupt die gesamte Abstimmung gut gelungen ist.

Stecker hat der Espace keinen. Das Hvbridsystem ist geschlossen. Die Batterie ist aber vergleichsweise groß und erlaubt längere rein elektrische Sequenzen.
Stecker hat der Espace keinen. Das Hvbridsystem ist geschlossen. Die Batterie ist aber vergleichsweise groß und erlaubt längere rein elektrische Sequenzen. Greg

Das Fahrwerk besteht in Kurven ebenso wie auf schlechten Straßen, und das Interieur hat eine hochwertige Anmutung. Der Aufenthalt an Bord ist quality time. Reisequalität war immer schon Markenzeichen des (alten) Espace. Die Topausstattung namens Esprit Alpine, die wir fuhren, empfiehlt sich mit einem relativ moderaten Aufpreis und stattlichem Umfang. Allein das schöne Lenkrad und die Tapezierung das Dachhimmels sprechen dafür.

Sieben Sitze

Die Aufmerksamkeit der Insassen vermag das Bordsystem „OpenR Link“ zu binden. Es ist grafisch gut gelungen, basiert auf Google und kombiniert zwei rund zwölf Zoll große Displays, auf Wunsch erweiterbar um ein 9,3 Zoll großes Head-up-Display. Für das Musik- und Unterhaltungsprogramm entbieten sich Apps wie Spotify, deren Handhabung unkompliziert ist.  

Renault Espace E-Tech 200

Maße L/B/H 4722/1843/1645 mm. Radstand 2738 mm. Leergewicht 1760 kg. Kofferraum 581–1818 Liter.

Antrieb Benzin-Elektrohybrid. R3-Zyl.-Turbo, 1199 ccm. Systemleistung 146 kW. 230 Nm. 1,7-kWh-Batterie. Testverbrauch 6,4 l/100 km.

Preis ab 44.390 Euro.

Ein Überbleibsel der Van-Ära ist die optionale Siebensitzigkeit, die zum Fünfsitzer keinen Aufpreis kostet. Der Platz in der dritten Reihe ist allerdings Kids vorbehalten, die sich gern auf ihre Plätze turnen und dort bequem sitzen können – keine ernsthafte Option für Erwachsene. Die Nutzung sollte man sich also gut überlegen, denn sieben Sitze kosten auch wertvollen Stauraum. Davon hat der Espace grundsätzlich reichlich.

Nur ein Detail, aber ein Beispiel für eine nicht so schlaue Lösung an Bord, ist die Mittelkonsole: Dort thront eine Art Schubhebel wie im Flugzeug, der allerdings die alleinige Funktion hat, ein Ablagefach zu öffnen und zu schließen. Und sobald man in diesem etwas Größeres ablädt, ein Smartphone zum Beispiel, ist der schöne Schubhebel schon blockiert. Das war nicht zu Ende gedacht.

Oftmals wird auch der fehlende Allradantrieb kritisiert. Aber der war im Espace in seinen fünf Generationen noch nie zu haben. Insofern bleibt sich der Espace trotz SUV-Appeal treu. Zum Trost: In 99 Prozent der Fälle sollte die Traktion des Vorderradantriebs ausreichen, es sind ja Regelsysteme an Bord - mit Schnee-Modus -, die im Ernstfall recht wirkungsvoll mithelfen können.

Sieht man genau hin, so ist der Espace im SUV-Look gar nicht so weit vom Van-Layout entfernt. Modeopfer: Die lange Motorhaube ist freilich ein SUV-Element, das Platz im Innenraum kostet.
Sieht man genau hin, so ist der Espace im SUV-Look gar nicht so weit vom Van-Layout entfernt. Modeopfer: Die lange Motorhaube ist freilich ein SUV-Element, das Platz im Innenraum kostet. Greg

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