Nahost-Konflikt

Gefechte mit Hisbollah: Israel evakuiert Stadt an Grenze zum Libanon

Israelische Soldaten in der nördlichen Stadt Kiryat Shmona nahe der Grenze zum Libanon. Seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen haben auch die Spannungen an der israelisch-libanesischen Grenze zugenommen.
Israelische Soldaten in der nördlichen Stadt Kiryat Shmona nahe der Grenze zum Libanon. Seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen haben auch die Spannungen an der israelisch-libanesischen Grenze zugenommen.APA / AFP / Jalaa Marey
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Die Hisbollah-Miliz beschießt israelische Grenzgebiete und Israel feuert zurück. Die rund 25.000 Einwohner im Grenzort Kiryat Shmon sollen nun die Stadt verlassen. Der Krieg im Nahen Osten droht überzugreifen.

Nach tagelangen Spannungen an der Grenze zum Libanon hat das israelische Militär am Freitag die Evakuierung der nordisraelischen Stadt Kiryat Shmona bekanntgegeben. Wie die Armee mitteilte, sollen die rund 25.000 Einwohnerinnen und Einwohner die Stadt verlassen und in staatlich finanzierte Unterkünfte gebracht werden. Die Entscheidung traf demnach die Armee, umgesetzt wird die Evakuierung von der Stadtverwaltung, dem Tourismusministerium und dem Verteidigungsministerium.

Seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen haben auch die Spannungen und gegenseitigen Beschuss an der israelisch-libanesischen Grenze zugenommen. Dabei gab es auf beiden Seiten bereits Tote. Nach dem Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober hatte die einflussreiche, libanesische Hisbollah-Miliz sogleich ihre „Solidarität“ mit der Hamas erklärt. .

International wird daher ein Übergreifen des Krieges auf andere Länder der Region befürchtet. Deutschland, die USA und Großbritannien forderten ihre Bürgerinnen und Bürger am Donnerstag zur Ausreise aus dem Libanon auf. „Eine weitere Verschärfung der Lage und eine Ausweitung des Konflikts kann nicht ausgeschlossen werden“, erklärte das Auswärtige Amt in Berlin. Am Freitag zog die niederländische Regierung mit einem solchen Appell nach.

Österreich verhängt Reisewarnung

Österreich hat am 15. Oktober eine partielle Reisewarnung (Sicherheitsstufe 5) für Teile Israels, die Palästinensischen Gebiete und den Libanon verhängt. Das österreichische Außenministerium warnt auf seiner Website „aufgrund möglicher Protestaktionen, Kampfhandlungen, Anschläge oder Entführungen“ vor Aufenthalten im libanesischen Grenzgebiet zu Syrien, in der Bekaa-Ebene nördlich von Baalbek, Saida (Sidon) mit den Palästinenserlagern, in südwestlichen Vororten von Beirut und dem Südlibanon. Allen Österreichern, die sich derzeit als Touristen oder Expats im Libanon aufhalten, wird eine Reiseregistrierung empfohlen.

Auch am Donnerstag hatte es Gefechte im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon gegeben. Der bewaffnete Flügel der Hamas feuerte nach eigenen Angaben „30 Raketen“ aus dem Südlibanon in Richtung Nordisrael ab. Auch die Hisbollah erklärte, sie habe mehrere israelische Stellungen unter Beschuss genommen, in einigen Fällen mit „Lenkraketen“. Die israelische Armee erklärte, sie habe die Angriffe aus dem Libanon abgewehrt.

Angriffe auf Infrastruktur der Hisbollah

Am Freitagmorgen erklärte die Armee, sie habe mehrere Angriffe auf Infrastruktur der Hisbollah verübt, darunter Beobachtungsposten. Israelische Kampfflugzeuge hätten zudem drei „Terroristen“ beschossen, die versuchten hätten, Panzerabwehrraketen auf Israel abzufeuern. Am Freitag griff Israels Armee eigenen Angaben zufolge auch in zwei Fällen Mitglieder der Hisbollah in der Nähe des Grenzzauns an.

Israels Armee zeigte der Hisbollah am Freitag außerdem Rote Linien auf. „Die Hisbollah weiß genau, wo die Grenze liegt. Wenn sie ihre Langstreckenraketen einsetzen oder etwas tun, das sehr, sehr aggressiv ist, wäre das eine Wende“, sagte Militärsprecher Richard Hecht im Gespräch mit Journalisten. „Momentan ist unser Grundsatz, dass jedes Mal, wenn sie schießen, wir zurückschießen.“ Die Gefechte seien derzeit aber nur eine Art „Stochern“. Damit wolle die Hisbollah von den Aktivitäten der Hamas im Gazastreifen ablenken. Israels Armee sei aber auch auf jedes andere Szenario vorbereitet, so Hecht. Die Evakuierung von Kiryat Shmina wird Hecht zufolge einige Zeit dauern.

Baerbock warnt Iran vor Sprung auf „Trittbrett des Terrors“

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock warnte den Iran und seine verbündeten schiitischen Milizen wie die Hisbollah am Freitag, sich in den Gaza-Krieg einzuschalten. Die Hisbollah dürfe nicht den ganzen Libanon in den Konflikt hineinziehen, sagte die Grünen-Politikerin in Tel Aviv nach einem Treffen mit dem israelischen Außenminister Eli Cohen und dem Oppositionspolitiker Benny Gantz. „Ich warne Iran, ich warne schiitische Milizen in Irak, ich warne die Huthi im Jemen davor zu zündeln und aufs Trittbrett des Terrors zu springen.“

In den Libanon weitergereist, traf Baerbock den geschäftsführenden libanesischen Außenminister Abdallah Bou Habib. Anschließend wollte die Ministerin mit dem geschäftsführenden Premierminister Najib Mikati sprechen. Zudem war eine Unterredung mit dem Oberbefehlshaber der libanesischen Streitkräfte, Joseph Aoun, geplant.

Bei den Gesprächen dürfte Baerbock vor allem versuchen, die politische Führung des Landes zu bewegen, Einfluss auf die Schiitenorganisation Hisbollah (Partei Gottes) zu nehmen. Die vor allem vom Iran finanzierte Gruppe gilt als viel mächtiger als die Hamas. Neben einer besseren Ausbildung der Kämpfer verfügt sie über ein großes Arsenal an Raketen und Kampfdrohnen. Zudem ist sie fest in das libanesische Staatssystem eingebunden. (APA/Reuters/dpa)

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