Interview

„Wir sehen eine dramatische Verschiebung bei den Energietransporten“

Ein rückläufiges Containervolumen deute auf eine Verlangsamung der Weltwirtschaft hin, sagt Andreas Sohmen-Pao (links). Die Nachfrage nach Energie sei aber ungebrochen.
Ein rückläufiges Containervolumen deute auf eine Verlangsamung der Weltwirtschaft hin, sagt Andreas Sohmen-Pao (links). Die Nachfrage nach Energie sei aber ungebrochen.WKO
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Die globalen Energiemärkte sind im Umbruch, sagt Reeder Andreas Sohmen-Pao, dessen riesige LNG- und Öltankerflotte die Welt mit Energie versorgt. Was eine Eskalation in Nahost für die globalen Märkte bedeuten würde, warum seine Schiffe die Schwarzmeer-Route noch immer meiden und über unrealistische Klimaziele.

Wien/Singapur. Seit 2014 steht Andreas ­Sohmen-Pao auf der Kommandobrücke der BW-Gruppe. Damit trat er in die großen Fußstapfen seines Vaters, Helmut Sohmen, der sich in den 1960er-Jahren in die Hongkonger Schifffahrtsdynastie Pao einheiratete und deren Reederei-Imperium zu einem der wichtigsten Energietransporteure der Welt führte. Mit rund 500 Schiffen stellt das Unternehmen heute eine der größten Öl- und Gastankerflotten der Welt.

In Singapur, wo die BW-Gruppe einen ihrer Hauptsitze hat, traf Andreas Sohmen-Pao die „Presse“ zum Interview. Ein Gespräch über überambitionierte Klimaziele, zahnlose Sanktionen gegen wichtige Energie-Exporteure und das Pulverfass Naher Osten.

Die Presse: Im Nahen Osten brodelt es. Viele fürchten, dass sich der Konflikt in Israel und Gaza auf die gesamte Region ausbreiten könnte. Was würde das für die internationalen Energiemärkte bedeuten?

Andreas Sohmen-Pao: Abgesehen von der menschlichen Tragödie, die wir in Israel und Gaza gerade sehen, sind die direkten Auswirkungen auf die Energiemärkte vorerst begrenzt. Die Sorge vor einer Ausbreitung der Gewalt auf die gesamte Region sollten wir aber ernst nehmen. Entscheidend ist auch die Frage, wie der Westen – die USA und Europa – die Rolle des Iran in diesem Konflikt bewerten. 

Der Iran ist einer der wichtigsten Öl-Exporteure der Welt.

Es gibt seit Jahren westliche Sanktionen gegen den Iran, tatsächlich fließen aber große Mengen iranisches Öl auf die Weltmärkte. Wir sehen also, dass diese Sanktionen gegen den Iran zumindest in der jüngeren Vergangenheit nicht besonders streng durchgesetzt wurden. Man könnte hier generell über die Sinnhaftigkeit von derartigen Sanktionsregimen diskutieren, was übrigens auch für Russland gilt. Eine entscheidende Frage für die Energiemärkte wird sein, ob die westlichen Regierungen im Falle einer weiteren Eskalation die Sanktionen gegen den Iran nachschärfen.

Generell ist die geopolitische Situation gerade sehr fragil. Wie wirken sich die aktuellen Konflikte auf die globalen Energietransporte aus? 

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