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Bei Apple brennt der Hut

Das beliebteste und zugleich teuerste Modell der neuen iPhone-Serie hat einen - gelinde gesagt - holprigen Start hingelegt.
Das beliebteste und zugleich teuerste Modell der neuen iPhone-Serie hat einen - gelinde gesagt - holprigen Start hingelegt. Loren Elliott
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Seit einem Monat sind die neuen iPhones erhältlich. Abgesehen von unerwarteten Hitzeproblemen und Verarbeitungsmängeln hat Apple ein gravierenderes Problem.

Am Freitag, den 22. September war die Kärntner Straße in Wien im Ausnahmezustand. Auf Höhe der Weihburggasse gab es kein Weiterkommen. Grund dafür: der Verkaufsstart der neuen iPhones. Jene, die auf gut Glück versuchten, eines der begehrten Modelle zu ergattern, mussten Wartezeiten von mehreren Stunden in Kauf nehmen. Das galt aber auch für jene, die online einen Termin ausgemacht hatten. Das iPhone ging und geht weg wie warme Semmeln. Auch die Negativ-Schlagzeilen konnten der alljährlich wiederkehrenden Apple-Euphorie nichts anhaben.

Heißläufer, Akku-Vampir, Verarbeitungsmängel: Die Liste der Kritikpunkte wurde von Tag zu Tag länger. Die anfänglichen überschwänglichen Testberichte wurden durch Horrormeldungen verdrängt. So manch einer sah Apple bereits auf ein Debakel zusteuern wie einst Samsung mit dem Galaxy Note 7. Sie erinnern sich? Das Smartphone der Koreaner war auf den ersten Blick das Top-Smartphone des Jahres: groß, schlank und leistungsfähig. Die kompakte Bauweise, das größte Verkaufsargument, wurde zur Achillesferse: Nach der Reihe gingen die Geräte in Flammen auf: Rückholaktionen, Überarbeitungen bis zur endgültigen Einstellung.

Von einem derartigen Schicksal ist Apple weit entfernt. Das iPhone 15 konnte zwar zu Beginn, also bei der Einrichtung und der Installation von Apps, unangenehm warm werden – nicht unbedingt von Vorteil für die verbauten Komponenten, die es gern kühl haben –, aber kein Gerät ging in Flammen auf. Fest steht aber: Apple hat dieses Jahr seine größte Stärke nicht ausspielen können. Das Gerät und die Software (iOS 17) waren nicht perfekt aufeinander abgestimmt. Es folgte ein Update nach dem nächsten. Mit iOS 17.0.3 schwingen Hardware und Software wieder im gewohnten Gleichklang.

Die Luxusklasse als Kassenschlager

Vier Modelle hat Apple wieder präsentiert und entgegen allen Erwartungen verkauft sich das iPhone 15 Pro Max, das zwischen 1449 Euro und 1949 Euro kostet, am besten. Da Apple keine Verkaufszahlen veröffentlicht, gilt es, den Einschätzungen des meist gut informierten Analysten Ming-Chi Kuo zu vertrauen. Ihm zufolge ist davon auszugehen, dass Apple bis zum Jahresende, also innerhalb von drei Monaten, bis zu 80 Millionen Geräte der neuen iPhone-Serie verkaufen wird. Das ist im Vergleich zu früheren Zahlen kein Rekord, aber beachtlich.

Die weltweiten Verkaufszahlen sind rückläufig. Dennoch sind die iPhones weiterhin gefragt, auch wenn den neuen iPhones die Verkaufsargumente fehlen. Hand aufs Herz: Der durch die EU erzwungene Umstieg auf USB-C als Ladestandard ist begrüßenswert, aber kein Verkaufsargument. Das im Gehäuse eingesetzte Metall Titanium klingt super, zeigt sich aber nicht zwingend als widerstandsfähiger als Aluminium oder Edelstahl. Und hier ist auch der größte Unterschied zwischen iPhone 14 Pro Max und dem heurigen Modell: das Gewicht. Denn selbst auf Nachfrage fielen Apple-Fans keine Unterschiede auf. Einmal wurde sogar gefragt, ob es tatsächlich zwei unterschiedliche Geräte sind. Und das ist eindeutig zu wenig, um auch noch im nächsten Jahr die Massen auf der Kärntner Straße zu begeistern.

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