Radprofi Felix Gall weiß als Teil unserer Leistungsgesellschaft und vor allem als Tour-Etappensieger, was Qualen wirklich sind und warum Erfolg für ihn den Verzicht rechtfertigt. Eine 38-h-Woche kennt der Osttiroler, 25, nicht. Seine Worklife-Balance rollt auf zwei Rädern.
Die Presse: Ihre Radsaison war vermutlich anstrengender denn je. Wie viele Kilometer sind Sie eigentlich gefahren?
Felix Gall: Ja, jetzt bin ich schon ein bisserl fertig. Die vergangenen zwei Monate nach der Tour, der Lombardei-Rundfahrt und dem ganzen Wirbel rund um die Galanacht des Sports waren schon sehr kräftezehrend. Es gab immer Termine, dazu wenig Schlaf. Aber so viele Rennkilometer und Renntage waren es doch gar nicht. Oh! Ich sehe es jetzt im Statistikprogramm: 63 Renntage und 9863 Rennkilometer waren es.
Beachtlich. Radfahrer gelten als „Helden der Landstraße“, ist das für Sie auch der schönste Arbeitsplatz der Welt?
Ja, definitiv! Ich habe noch eine Zahl parat, nur um zu dokumentieren, was wirklich los ist auf meinem Rad. 25.500 Kilometer waren es insgesamt seit ersten Jänner, das ist ganz okay. 30.000 werden es mit Jahresende sein, das ist in etwa der Durchschnitt.
Es gibt Menschen, die fahren solche Distanzen im Jahr nicht einmal mit dem Auto.
Ja, viele sicher nicht. Vielleicht sollten sie auch auf das Fahrrad umsteigen.
Der Rastlose
Felix Gall, *27. Februar 1998 in Nußdorf-Debant; ist Radprofi. Der Junioren-Weltmeister von 2015 fährt für den Rennstall AG2R und gewann 2023 eine Etappe bei der Tour de Suisse und die Königsetappe der Tour de France. Der Osttiroler wurde zu Österreichs Sportler des Jahres gewählt. Die Tour de France will er 2024 erneut bestreiten.
Warum wurden Sie Radfahrer, woher rührt diese Leidenschaft?