IEA-Prognose

„Peak Oil“ ist zum Greifen nah

Die Ölindustrie pumpt Milliarden in neue Bohrprojekte  und setzt damit auf das falsche Pferd, warnt die IEA.
Die Ölindustrie pumpt Milliarden in neue Bohrprojekte und setzt damit auf das falsche Pferd, warnt die IEA. Reuters / Nick Oxford
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Noch vor 2030 werde die weltweite Nachfrage nach Erdöl, Gas und Kohle ihren Höhepunkt überschritten haben, erwartet die Internationale Energieagentur. Grund dafür ist auch die neue Realität in China.

Bevor der Welt das Erdöl ausgeht, vergeht ihr die Lust auf den fossilen Brennstoff. Glaubt man der Internationalen Energieagentur (IEA), dürfte das schneller passieren, als bisher gedacht. In ihrem diesjährigen World Energy Outlook geht die IEA erstmals davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Kohle, Öl und Gas noch vor 2030 zu sinken beginnt. Selbst in einem Basis-Szenario, das keinerlei neue Schritte zum Schutz des Klimas vorsieht, wäre der Verbrauch Ende des Jahrzehnts mit 102 Millionen Fass Erdöl am Tag bei seinem Maximum angelangt. Ein ambitionierteres Politumfeld, das auch für die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels ermöglichen würde, könnte Peak Oil um fünf Jahre auf 2025 vorverlegen. Die ölproduzierenden Staaten sehen das naturgemäß anders. Sie erwarten auch nach 2030 noch einen steigenden globalen Bedarf an Öl und Gas.

Einen Grund für die überraschende Prognose sieht die IEA in der neuen Rolle Chinas: Das Land, das in den vergangenen zehn Jahren für fast zwei Drittel des Wachstums der Ölnachfrage verantwortlich war, ändert sich. Das wirtschaftliche Wachstum ebbt ab und die Volksrepublik selbst mutiert zunehmend zu einem grünen Vorzeigeland. Nominell ist Peking seit Jahren der größte Investor in erneuerbare Energieträger. Zudem fährt jedes zweite Elektroauto, das 2022 zugelassen wurde, auf Chinas Straßen.

Zehn Mal mehr E-Autos

„Der Wandel zu sauberer Energie passiert weltweit und ist nicht mehr zu stoppen“, sagt IEA-Chef Fatih Birol. Öl und Gas seien zwar bis 2050 notwendig, um Kunststoffe herzustellen und Flugzeuge und Schiffe zu betreiben. Die Bedeutung im Personenverkehr oder beim Heizen würden die fossilen Brennstoffe hingegen fast zur Gänze einbüßen. 2030 sollen zehnmal mehr Elektroautos im Einsatz sein als heute, so die Erwartung. Auch Wärmepumpen und andere elektrische Heizsysteme würden häufiger verkauft werden, als Kohle-, Öl- und Gasheizungen. Im Strommix werden die Erneuerbaren einen Anteil von knapp 50 Prozent erreichen. Heute steuern sie ein knappes Drittel der Elektrizität bei.

Doch das reicht nicht aus, um die Erderhitzung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Die IEA schlägt daher vor, die weltweite Kapazität von Erneuerbaren zu verdreifachen, bei Verbesserungen der Energieeffizienz merklich mehr Tempo zu machen und Methan-Emissionen von Fossilen um drei Viertel zu reduzieren.

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