Interview

Arzt schildert verheerende Lage in Gaza: „Wir haben zu wenig Medikamente“

Kriegsgebiet Gazastreifen. Ein Verletzter wird in Gaza-Stadt ins al-Shifa-Spital eingeliefert.
Kriegsgebiet Gazastreifen. Ein Verletzter wird in Gaza-Stadt ins al-Shifa-Spital eingeliefert.Reuters/Stringer/Mohammed Al-Masri
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Der Chirurg Nedal Abed arbeitet für Ärzte ohne Grenzen in Gaza-Stadt. Der „Presse“ berichtet er von der katastrophalen Situation in den Spitälern. Eine Evakuierung kann er sich nicht vorstellen: „Wir können Patienten nicht allein sterben lassen.“

Stundenlang steht Doktor Nedal Abed im Operationssaal. Und ständig kommen weitere Patienten. „Viele haben mehrere Verletzungen gleichzeitig: am Kopf, in der Brust und im Bauchbereich. Die Wunden sind tief, dazu kommen Knochenbrüche und Hautverbrennungen“, schildert der orthopädische Chirurg der „Presse“.

Nedal Abed ist Mitarbeiter der internationalen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF). Er war für ein Gespräch nur schwer zu erreichen, erst nach mehreren Versuchen funktionierte das Telefonat per WhatsApp. Denn sein Einsatzort ist Gaza-Stadt im Norden des Gazastreifens, der von der Terrororganisation Hamas beherrscht wird.

Seit dem Massaker, das die Hamas vor zwei Wochen im Süden Israels verübt hat, herrscht im Gazastreifen Krieg. Israel fliegt massive Luftangriffe. Es schickt auch erste Kommandotrupps in das Palästinensergebiet, um Hamas-Kämpfer auszuschalten und nach den Geiseln zu suchen, die von den Islamisten verschleppt wurden. Und die Hamas feuert weiterhin Raketen nach Israel ab.

Bis vor wenigen Tagen arbeitete Doktor Nedal Abed im al-Shifa-Spital, dem größten in Gaza-Stadt. Jetzt operiert er im kleineren al-Quds-Krankenhaus. „Es gab zuletzt auch Explosionen rund um das Spital“, erzählt er.

Frakturen und tiefe Wunden

„Wir haben viel zu wenig Medikamente, von Betäubungsmitteln bis hin zu Antibiotika“, schildert der Chirurg. „Bei der Anästhesie müssen wir deshalb die Dosierungen reduzieren. Manchmal arbeiten wir dann auch nur mit einer Sedierung oder einer Lokalanästhesie.“

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