USA

18 Menschen erschossen: Der Attentäter von Lewiston ist immer noch auf der Flucht

In der Region von Lewiston im US-Bundesstaat Maine sollen sich die Menschen unbedingt zu Hause aufhalten, warnen die Behörden.
In der Region von Lewiston im US-Bundesstaat Maine sollen sich die Menschen unbedingt zu Hause aufhalten, warnen die Behörden.APA / AFP / Angela Weiss
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Die Polizei sucht mit einem Großaufgebot nach dem Reservesoldaten. In der Region herrscht Ausnahmezustand. Menschen sollen ihre Häuser nicht verlassen.

Über einen Tag nach dem Amoklauf im US-Bundesstaat Maine ist der Täter weiter auf der Flucht: Im Zuge der Großfahndung umstellten Dutzende Polizisten am Donnerstagabend (Ortszeit) vorübergehend ein Haus, das der Familie des Tatverdächtigen Robert Card gehört. Der Reservist der US-Armee hatte am Vorabend in der Kleinstadt Lewiston in einem Bowlingcenter und in einer Bar 18 Menschen erschossen und 13 weitere verletzt.

Es war zunächst unklar, ob sich der 40-Jährige in dem Einfamilienhaus in Bowdoin in der Nähe von Lewiston aufhielt. Die Polizei setzte Drohnen, einen Hubschrauber und gepanzerte Fahrzeuge ein und forderte per Lautsprecher: „Bitte kommen Sie heraus“ und „Wir wollen nicht, dass jemand verletzt wird“.

Später am Abend zog die Polizei wieder ab und erklärte, es habe sich um eine Routinemaßnahme gehandelt. In mehreren Ortschaften wurden die Bewohner aufgefordert, weiter in ihren Häusern zu bleiben. Gouverneurin Mills warnte, Card sei „bewaffnet und gefährlich“.

Ausbilder für Schusswaffen

Gegen Card sei Haftbefehl ausgestellt worden, teilte Polizeisprecher William Ross vor Journalisten mit. Die Menschen sollten sich ihm unter keinen Umständen nähern.

Die Polizei von Lewiston veröffentlichte Aufnahmen von Überwachungskameras, die den Angreifer zeigen, wie er mit einem halbautomatischen Gewehr im Anschlag das Bowlingcenter betritt. Dabei wirkte er ruhig und gelassen. Den Behörden zufolge ist Card geprüfter Ausbilder für Schusswaffen.

Ein langjähriger Nachbar, Dave Letarte, sagte, die Nachricht von dem Schusswaffenangriff habe ihn „sprachlos“ gemacht. „Das hätte ich nie von ihm gedacht“, sagte er.

Ein Bild vom Täter mit semiautomatischer Waffe, das die Polizei von Lewiston auf Facebook veröffentlichte.
Ein Bild vom Täter mit semiautomatischer Waffe, das die Polizei von Lewiston auf Facebook veröffentlichte.Reuters / Lewiston Maine Police Department Via Facebook

Oberfeldwebel der Reserve

Nach Angaben der US-Armee meldete Card sich im Dezember 2022 als Freiwilliger. Er war demnach Oberfeldwebel der Reserve, aber nie an Kampfeinsätzen beteiligt. Ein Armeesprecher teilte mit, Card sei weder bei der Armee als Ausbilder für Schusswaffen trainiert worden, noch habe er in dieser Funktion für sie gearbeitet. Laut einer Website der US-Armee ist Card Spezialist für die Treibstoffversorgung der Armee.

Medienberichten zufolge war Card im Sommer für zwei Wochen in psychiatrischer Behandlung. ABC News zufolge drohte er mit einem Angriff auf eine Einrichtung der Nationalgarde. NBC News berichtete unter Berufung auf eine Mitteilung der Strafvollzugsbehörden, Card habe über „psychische Probleme“ geklagt und unter anderem Stimmen gehört. Demnach bedrohte er den Standort der Nationalgarde in Saco, Maine. Behördenvertreter wollten sich zu den Berichten zunächst nicht äußern. Das Tatmotiv sei weiter unklar, erklärten sie.

Liam Kent, ein Bewohner von Maine, sagte NBC, er sei in der Nähe von Card und seiner Familie aufgewachsen. Er beschrieb sie als „Waffenfanatiker“, die zudem rechtsgerichteten Milizen nahestünden. „Es ist stadtbekannt, dass man sich von ihnen fernhalten sollte“, sagte Kent.

Bei dem Angriff von Lewiston handelt sich um einen der folgenschwersten Schusswaffenangriffe in den USA seit einem Massaker auf einem Musikfestival in Las Vegas mit 60 Toten im Jahr 2017.

Schusswaffen massenhaft in Umlauf

In den USA gehören Amokläufe und tödliche Schießereien auf traurige Weise zum Alltag. Schusswaffen sind dort leicht erhältlich und massenhaft im Umlauf. Regelmäßig erschüttern blutige Attacken - etwa an Schulen, in Supermärkten, Nachtclubs und bei Großveranstaltungen - mit vielen Opfern das Land. Dies führt immer wieder zu Diskussionen über eine Verschärfung des Waffenrechts, bisher jedoch ohne wirkliches Ergebnis. In der Regel scheitern strengere Regeln an den Republikanern und der mächtigen Waffenlobby.

Im Bundesstaat Maine gibt es kein Gesetz, das es Strafverfolgungsbehörden erlauben würde, jemanden zu entwaffnen, der eine Gefahr für sich selbst oder andere darstellt. Am Donnerstag trat die republikanische Senatorin Susan Collins aus Maine vor die Presse und musste sich Fragen zum Waffenrecht in dem Bundesstaat stellen. „Wir haben in unserem Land einen zweiten Verfassungszusatz“, betonte Collins mit Blick auf das darin verankerte Recht auf Waffenbesitz. Der entsprechende Passus stammt aus dem 18. Jahrhundert. „Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Region (...) auf eine lange Tradition des verantwortungsvollen Waffenbesitzes zurückblicken kann“, sagte Collins. (APA/AFP)

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