Nachruf

Ex-Premier Li Keqiang: Der plötzliche Tod des größten Rivalen von Xi Jinping

Li Keqiang, die geschasste Nummer zwei (Archivbild). Chinas früherer Ministerpräsident ist tot aufgefunden worden. Nach offiziellen Angaben starb er an einem Herzinfarkt. 
Li Keqiang, die geschasste Nummer zwei (Archivbild). Chinas früherer Ministerpräsident ist tot aufgefunden worden. Nach offiziellen Angaben starb er an einem Herzinfarkt. APA / AFP / Wang Zhao
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Das chinesische Volk trauert um Li Keqiang, der sich stets volksnah und wirtschaftsorientiert gab. Die jetzige Führung unter Xi Jinping hingegen geht erschreckend kühl mit dem überraschenden Tod des 68-Jährigen um. 

Das letzte Mal, als die Öffentlichkeit Li Keqiang erblickte, erschien der Ex-Premierminister in außerordentlich guter Stimmung. Mit breitem Lächeln im Gesicht besuchte der 68-Jährige die Mogao-Grotten im Nordwesten des Landes, die anwesenden Touristen filmten die Szene euphorisch mit ihrem Smartphone. Die Video-Aufnahmen vom August rührten die Chinesen zutiefst: Endlich schien der geschasste Parteikader, der zeitlebens für das Wohl seines Heimatlandes gearbeitet hat, im wohlverdienten Ruhestand seinen inneren Frieden gefunden zu haben.

Doch nur wenige Woche später wurde Li Keqiang tot aufgefunden. Er habe einen Herzinfarkt erlitten, schreiben die Staatsmedien.

Das plötzliche Sterben chinesischer Führungskader hat immer wieder zu sozialen Umbrüchen in der Volksrepublik geführt. Nachdem etwa der liberale Parteisekretär Hu Yaobang 1989 einem Herzinfarkt erlag, mündeten die darauf folgenden Trauermärschen in der Protestbewegung vom Pekinger Tiananmen-Platz. Und im Vorjahr, als der ehemalige Staatspräsident Jiang Zemin verstarb, hob die Parteiführung wenige Tage später ihre drakonische „Null Covid“-Politik auf. 

Li galt lange als Reformer

Auch der Tod Li Keqiangs stellt für Staatschef Xi Jinping eine besonders sensible Angelegenheit dar. Die tiefe Trauer der Öffentlichkeit hält nämlich stets auch eine implizit subversive Botschaft inne: Das Volk betrauert nicht nur die Person selbst, sondern auch die politischen Wertevorstellungen, für die sie stand. Und der Wirtschaftspragmatiker Li Keqiang verkörperte zweifelsohne ein China, das teils im krassen im Gegensatz zum derzeitigen Status Quo steht.

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