Interview

Landwirtschaftsminister Totschnig: „Der Green Deal bringt uns an die Grenzen“

Norbert Totschnig, Landwirtschaftsminister (ÖVP)
Norbert Totschnig, Landwirtschaftsminister (ÖVP)Clemens Fabry
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Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) über die Herausforderungen mit dem Klimawandel und warum die Bauern nicht von den hohen Lebensmittelpreisen profitieren.

Die Presse: Der Skiweltcup startet am Gletscher in Sölden quasi mitten im Sommer. Ist so eine Veranstaltung noch zeitgemäß?

Norbert Totschnig: Der Klimawandel hinterlässt überall seine Spuren, das hat auch Auswirkungen im Tourismus. In diesem Fall sind die Touristiker gefordert, wie sie damit umgehen.

In der Landwirtschaft sind Sie gefordert. Da hat der Klimawandel so starke Auswirkungen, dass weitsichtige Interessensvertreter eigentlich – überspitzt formuliert – die Ersten sein müssten, die sich auf die Straße kleben. In Wirklichkeit bremsen sie eher. Warum ist das so?

Die Land- und Forstwirtschaft ist am stärksten vom Klimawandel betroffen, das stimmt. Um diesem zu begegnen, haben wir in Österreich deshalb seit Jahrzehnten das Modell der ökosozialen Marktwirtschaft, eine Politik, bei der die drei Säulen der Nachhaltigkeit in Balance sind. Wir haben eine klimafreundliche Landwirtschaft. In keinem Land gibt es mehr Betriebe, die am Agrarumweltprogramm teilnehmen. Fast 28 Prozent der Fläche werden biologisch bewirtschaftet. In der Milch- und Fleischproduktion sind wir an der Spitze, wenn es um klimafreundliche Produktion geht.

Damit werden wir die Klimaziele noch nicht erreichen.

Jeder Sektor muss einen Beitrag leisten, auch die Landwirtschaft, allerdings darf das nicht zulasten der Versorgungssicherheit gehen.

Die Notwendigkeit radikalerer Maßnahmen sehen Sie nicht?

Der Klimawandel ist ein globales Phänomen, unsere Möglichkeiten muss man in Relationen sehen. Wichtig ist, dass wir einen Beitrag leisten. Am Ende des Tages geht es darum, den Wohlstand und eine leistungsfähige Wirtschaft zu erhalten, ökologisch verantwortungsvoll zu sein und auch die soziale Dimension mit zu betrachten. Wir wollen eine Klimapolitik, die von den Menschen unterstützt und mitgetragen wird. Ich bin ein Freund von Anreizpolitik statt von Verbotsszenarien.

Der Green Deal, der Europa bis 2050 klimaneutral machen soll, geht Ihnen zu weit?

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