Mein Montag

Was geht eigentlich ab, wenn die Post abgeht?

Wer Simmering und Meidling zusammenzählt, bekommt schließlich nicht Gänserndorf.
Wer Simmering und Meidling zusammenzählt, bekommt schließlich nicht Gänserndorf.APA/Harald Schneider
  • Drucken

Warum heißt die Post überhaupt Post? Und rechnen Sie lieber nicht mit Postleitzahlen!

Als gelernter Lateiner weiß man ja, dass „post“ für „nach“ steht, dass also etwa die Postmoderne die Epoche nach der Moderne genannt wird. Schickt man allerdings eine Postkarte nach, sagen wir, Österreich, hat das nichts damit zu tun. Denn Post im Zusammenhang mit Briefen oder Paketen hat eine andere Wurzel – dahinter steckt das italienische posta, was vom lateinischen „posita“ kommt und „festgelegt“ bedeutet. Bezeichnet wurden damit einst die Wechselstationen, an denen Pferde und Boten gewechselt wurden, die mit Botschaften unterwegs waren. Über das französische poste kam es schließlich ins Deutsche und wurde dann auf die gesamte Beförderungseinrichtung übertragen.

Die Redewendung, dass die Post abgeht, geht wohl auch auf das System mit Reiter und Pferd zurück, das aus damaliger Sicht ziemlich dynamisch war. Apropos, wie die Zeit vergeht – wissen Sie eigentlich, wie lang es die heute gebräuchlichen Postleitzahlen schon gibt? Nun, eingeführt wurde das vierstellige System am 1. Jänner 1966. Wobei Zahl hier in die Irre führt – damit rechnen kann man nämlich nicht. Wer Simmering (1110) und Meidling (1120) zusammenzählt, bekommt schließlich nicht Gänserndorf (2230). In Wirklichkeit handelt es sich um Zeichenketten, die halt aus Ziffern bestehen (einige Länder verwenden übrigens auch Buchstaben oder Sonderzeichen).

Lassen Sie sich per Post eine Postille liefern, hat das allerdings wieder nichts mit der Post zu tun. Sondern wieder mit dem eingangs erwähnten „nach“. Denn „post illa verba sacrae scripturae“, also „nach diesen Worten der Heiligen Schrift“ war einst der übliche Anfang der Predigt nach dem zuvor verlesenen Text. Und so wurde aus „postilla“ dann eben die Postille im Sinn eines Predigt- oder Erbauungsbuchs.

Und, noch Fragen? Ich werde mich bemühen, sie zu beantworten. Selbstverständlich postwendend!

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.