Früherer Trump-Vize

Mike Pence zieht Bewerbung für Präsidentschaftswahl zurück

 Pence hatte im Juni seine Kandidatur bekanntgegeben und damit bei den Republikanern seinen einstigen Chef Trump herausgefordert.
 Pence hatte im Juni seine Kandidatur bekanntgegeben und damit bei den Republikanern seinen einstigen Chef Trump herausgefordert.Getty Images / Ethan Miller
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„Nach vielen Gebeten und Überlegungen habe ich entschieden, meine Präsidentschaftskampagne auszusetzen“: Mike Pence wirft das Handtuch. Den Republikanern empfiehlt er, jemanden zu wählen, der „mit Höflichkeit“ führen könne.

Der ehemalige US-Vizepräsident Mike Pence wirft im Rennen um die Nominierung des Präsidentschaftskandidaten der oppositionellen Republikaner das Handtuch. „Dem amerikanischen Volk sage ich: Dies ist nicht meine Zeit. Nach vielem Beten und Überlegen habe ich beschlossen, meinen Wahlkampf für das Präsidentenamt mit dem heutigen Tag aufzugeben“, sagte Pence am Samstag vor Teilnehmern der Konferenz der Republican Jewish Coalition in Las Vegas. Er gab keine Wahlempfehlung ab.

Pence forderte aber, jemanden zu wählen, der die besseren Seiten der Menschen anspreche und mit „Höflichkeit“ führen könne. Pence hatte seinen Kampf um die Präsidentschaft vergangenen Juni gestartet. Seine Kampagne kam allerdings nie in Schwung. Pence war in Umfragen weit abgeschlagen und hatten Medienberichten zufolge Probleme bei der Beschaffung von Geldern für seine Kampagne. „Wir wussten immer, dass dies ein harter Kampf sein würde, aber ich bereue nichts“, sagte er vor Publikum, das hörbar überrascht auf Pence‘ Ankündigung reagierte. Er verlasse den Wahlkampf, aber werde den „Kampf für konservative Werte niemals aufgeben“, versprach er.

Der evangelikale Christ hatte durch seine Amtszeit als Vizepräsident zwar einen hohen Bekanntheitsgrad, dennoch hatte er mit schlechten Beliebtheitswerten zu kämpfen. Er ist der erste weithin bekannte Kandidat, der aus dem Rennen aussteigt.

„Niemand der sich über Verfassung stellt, darf Präsident werden“

Der 64-Jährige hat sich mit seinem früheren Chef, Ex-Präsident Donald Trump, überworfen. Niemand, der sich über die Verfassung der USA stelle, dürfe Präsident der USA werden, warnte er wiederholt. Trump habe am Tag der Erstürmung des Kapitols am 06. Jänner 2021 von ihm verlangt, sich zwischen Trump und der Verfassung zu entscheiden. Pence hatte sich als damaliger Präsident des Senats geweigert, die Zertifizierung des Wahlsiegs von Joe Biden zu stoppen. Viele Anhänger von Trump sehen dies als Verrat, Trump selbst warf ihm Feigheit vor. Von 2017 bis 2021 war Pence dessen Stellvertreter.

Der Erzkonservative Pence stand während Trumps umstrittener Präsidentschaft treu an dessen Seite. Seit der Erstürmung des Kongresses hat er sich zunehmend von Trump distanziert. Die Präsidentschafts- und Kongresswahlen finden im November 2024 statt. In den Monaten zuvor werden die Kandidaten der jeweiligen Parteien durch umfangreiche Vorwahlen bestimmt.

Das republikanische Bewerberfeld wird angeführt vom früheren US-Präsidenten Donald Trump. Daneben sind unter anderem noch der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, und die ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, im Rennen. Bei den Demokraten bewirbt sich US-Präsident Biden um eine Wiederwahl. Er dürfte als Amtsinhaber parteiintern kaum ernst zu nehmende Konkurrenz im Wahlkampf bekommen.

Gesichtswahrend aus dem Rennen gestiegen

Die Entscheidung von Pence, mehr als zwei Monate vor den Vorwahlen auszusteigen, dürfte ihm nach Einschätzung von Beobachtern einerseits viel Geld sparen. Andererseits dürfte er so auch sein Gesicht wahren können - und die Peinlichkeit vermeiden, sich möglicherweise nicht für die nächste republikanische Vorwahldebatte zu qualifizieren.

Pence ist tiefgläubig und pflegt das Image des braven Staatsdieners. Er unterstützt auch ein landesweites Abtreibungsverbot, was vielen Konservativen, gerade am äußeren Rand, sehr wichtig ist. Für Trump deckte der evangelikale Christ damals diese wichtige Wählergruppe ab. Da Pence nun nicht mehr im Rennen ist, muss sich diese Gruppierung nach einem neuen Kandidaten umsehen. (APA/Reuters/dpa)

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