Kabarett

Roland Düringer ist 60: Sein Metier ist das Extrem

Roland Düringer feiert einen runden Geburtstag
Roland Düringer feiert einen runden GeburtstagIMAGO/Manfred Siebinger
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Seine Bühnenkarriere begann Roland Düringer als fanatischen Autonarr und wütender Häuslbauer. Später wurde er Aussteiger, Wutbürger und Maßnahmengegner. Am 31. Oktober feiert er Geburtstag.

Ob in Filmen wie „Benzinbrüder“ oder „Hinterholz 8“ oder Serien wie „Kaisermühlen Blues“ und „MA 2412“: Die Rollen von Kabarettist und Schauspieler Roland Düringer haben meist einen extremen und exzentrischen Einschlag. Man kennt ihn als fanatischen Autonarr, wütenden Häuslbauer, transdanubischen Prolet oder spießigen Beamten. Nach einem radikalen Imagewandel und einer Parteigründung ist es in den vergangenen Jahren etwas ruhiger um den Kabarettisten und Schauspieler geworden. Heute, am 31. Oktober, feiert Düringer seinen 60. Geburtstag.

Eine Nähe zum Rampenlicht gab es schon durch den Vater des gebürtigen Wieners, der als Garderober am Burgtheater arbeitete. Düringer absolvierte eine HTL, dann zog es ihn selbst Richtung Bühne. Ab 1982 nahm er Schauspielunterricht bei Herwig Seeböck. Seine ersten Auftritte hatte das Nachwuchstalent dann drei Jahre später im zweiten Programm „Atompilz von links“ der Kabaretttruppe Schlabarett, bei der unter anderem. auch Alfred Dorfer oder Andrea Händler – ebenfalls unter Seeböcks Fittichen - mitspielten.

„Hinterholzacht“ war sein erstes Solo

In den 90ern begann schließlich der Aufstieg des Roland Düringer in die obere Liga der Kleinkunst: 1994 brachte er sein erstes und vier Jahre später verfilmte Solo „Hinterholzacht“ über die Schattenseiten des vermeintlichen Eigenheimglücks heraus. Es folgten „Superbolic“ (1995) und das immens erfolgreiche programm „Die Benzinbrüder“ (1997), das seinem Schöpfer als ersten Kabarettisten Österreichs zwei Mal eine ausverkaufte Wiener Stadthalle mit insgesamt 16.000 Zuschauerinnen und Zuschauern bescherte.

»I sog‘s glei‘, i wor‘s net«

 Opa Neugebauer

„Muttertag“ 

Zugleich wurde Düringer auch auf der Kinoleinwand und im TV zum Publikumsliebling. 1993 spielte er im Kultfilm „Muttertag“ – hervorgegangen aus einem Schlabarett-Stück und großteils besetzt mit Mitgliedern der damals schon aufgelösten Gruppe - u.a. die Rolle des Opa Neugebauer. Legendär wurde dessen Ausspruch „I sog‘s glei‘, i wor‘s net“ angesichts eines zu Tode gekommenen Hamsters.

Regie führte Harald Sicheritz, für den der Jubilar noch bei einer Vielzahl an Projekten mitwirken sollte – etwa bei „Freispiel“ (1995), „Wanted“ (1999), „Poppitz“ (2002) und eben „Hinterholz 8“ (1998), das mit knapp 620.000 Besucherinnen und Besuchern immer noch der bisher erfolgreichste österreichische Kinofilm ist. Dafür heimste er auch eine Romy als beliebtester Schauspieler und den Diagonale-Schauspielerpreis ein. Im Jahr 2000 spielte er in Florian Flickers vielfach ausgezeichnetem Film „Der Überfall“ eine Hauptrolle, für die er gemeinsam mit den anderen beiden Hauptdarstellern Josef Hader und Joachim Bißmeier mit dem Bronzenen Leoparden in Locarno ausgezeichnet wurde.

Düringer in „Hinterholzacht“, dem Film
Düringer in „Hinterholzacht“, dem Filmimago stock&people

Rückkehr als Engelbert Breitfuß

Wegbegleiter Sicheritz hatte auch bei den Erfolgsserien „Kaisermühlen Blues“ und „MA 2412“ rund um die Jahrtausendwende seine Finger im Spiel, in denen Düringer den Paradeproleten Joschi Täubler bzw. (neben Dorfer als Mike Weber) den Beamten Engelbert Breitfuß gab. Das „Amt für Weihnachtsdekoration“ schaffte es 2003 auch in die Kinos. Heuer stand Düringer, nach einem Doppel-Comeback 2022, für weitere zwei Folgen der rot-weiß-roten Sitcom vor der Kamera, die Ausstrahlung ist für 2024 im ORF geplant.

Düringer als Spießer Engelbert Breitfuß und Alfred Dorfer als sein „wilderer“ Kollege Mike Weber in „MA2412“
Düringer als Spießer Engelbert Breitfuß und Alfred Dorfer als sein „wilderer“ Kollege Mike Weber in „MA2412“APA / ORF / Milenko Badzic

In den 2000ern verabschiedete sich der Schauspieler und Kleinkünstler langsam von seinem Image als Benzinbruder und brachialer Wuchtldrucker, ließ Konsumkritik in seine Programme einfließen („Düringer ab 4,99“, 2006) oder lud ab 2010 zu Vorträgen, die als Trilogie („Ich – Ein Leben“, „Wir – Ein Umstand“, Ich – Alleine?“) angelegt waren. Zudem äußerte er sich immer wieder in Wutbürgermanier, ließ sich später einen Ziegenbart wachsen und versuchte sich öffentlichkeitswirksam als Aussteiger samt minimalistischem Lebensstil „wie in den 70ern“, indem er auf Handy, Fernsehen und Konto verzichtete und in einen Wohnwagen zog.

Zwischendurch zog Düringer in einen Wohnwagen und verzichtete aus Handy, Fernsehen und Konto
Zwischendurch zog Düringer in einen Wohnwagen und verzichtete aus Handy, Fernsehen und KontoDie Presse/Clemens Fabry

Trat bei Nationalratswahl 2016 an

Für noch mehr Staunen sorgte der Kabarettist, als er 2016 die Partei „Meine Stimme gilt!“ – eine Art politisches Kunstprojekt – gründete, damit bei der Nationalratswahl im Jahr darauf antrat und im Zuge des Wahlkampfes u.a. eine Ladung Pferdemist vor dem Parlament ablud. 0,95 Prozent der Wählerinnen und Wähler konnte er damit überzeugen. Über politische Abgründe drehte sich auch sein 2017 nach längerer Bühnenabstinenz veröffentlichtes Programm „Der Kanzler“. Während der Corona-Pandemie zeigte er sich maßnahmenkritisch, beteiligte sich etwa auch an Demonstrationen von Maßnahmengegnern, wo regelmäßig auch Rechtsextreme aufmarschierten.

Düringer im Februar 2022 bei einer Demonstration von Maßnahmengegnern
Düringer im Februar 2022 bei einer Demonstration von Maßnahmengegnern Isabelle Ouvrard via www.imago-images.de

Seiner Karriere geschadet haben diese Auftritte nicht. Im Vorjahr geriet er in seinem Austro-“Tatort“-Debüt im Fall „Das Tor zur Hölle“ als ehemaliger Zuhälter ins Visier des Ermittlerduos Moritz Eisner und Bibi Fellner. Derzeit tourt der Ex-Benzinbruder mit seinem „Regenerationsabend 2.0“, eine Weiterentwicklung der teils improvisierten Show „Regenerationsabend“ aus 1999, durch die Bundesländer. Termine sind bis Herbst 2024 fixiert.

Düringer im TV

ORF III gratuliert dem Publikumsliebling zum 60er mit einem Schwerpunktabend am 2. November. Am Programm stehen etwa die Doku „Roland Düringer - 60 Jahre Vollgas“ (21.55 Uhr), die Aufzeichnung eines „Regenerationsabends“ aus dem Jahr 2000 (22.45 Uhr), die Verfilmung des Kabarettstücks „Viertelliterklasse“ (0.25 Uhr) aus 2005 und die Produktion „Roland Düringer - Anfänge eines Benzinbruders“ (4.15 Uhr).

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