1944 – 2023

Abschied von einem Publikums­liebling: Elmar Wepper war ein TV-Star von Kinoformat

Elmar Wepper 2018 im Wiener Hotel le Meridien
Elmar Wepper 2018 im Wiener Hotel le MeridienDie Presse/Mirjam Reither
  • Drucken

Elmar Wepper spielte in den Serien „Der Kommissar“ oder „Zwei Münchner in Hamburg“ mit. Eine seiner berührendsten Szenen hatte der deutsche Schauspieler aber in einem Kinofilm. Nun ist er mit 79 Jahren gestorben.

Da stand er, an einem See am Fuße des Fuji, weiß geschminkt und in den Kleidern seiner verstorbenen Frau, schaute zum Gipfel und begann zu tanzen: Es war von großer Anmut, auf entrückte Art romantisch, vor allem aber unglaublich berührend, wie Elmar Wepper in Doris Dörries Film „Kirschblüten – Hanami“ in der Rolle des krebskranken Witwers Rudi seiner Frau (gespielt von Hannelore Elsner) mit einem japanischen Totentanz eine letzte Ehre erwies.

In Erinnerung bleiben wird der am Dienstag verstorbene Elmar Wepper nicht nur deshalb: Tatsächlich war „Kirschblüten“ 2008 die erste Kinorolle des deutschen Publikumslieblings, mit der er sich auch im ernsten, dramatischen Fach als großer Schauspieler erwies. Davor waren es leichtere TV-Stoffe, mit denen er berühmt wurde. 1974 übernahm er von seinem Bruder, Fritz Wepper, die Rolle des Kriminalhauptmeisters Klein in „Der Kommissar“. Auch in langlebigen TV-Reihen wie „Der Alte“, „Das Traumschiff“ oder „Tatort“ war er zu sehen. Oft gab er den Gatten von Uschi Glas, etwa in „Zwei Münchner in Hamburg“, „Polizeiinspektion 1“ und „Unsere schönsten Jahre“. Zudem war er Synchronsprecher für Mel Gibson.

Am Dienstag ist Wepper im Alter von 79 Jahren an plötzlichem Herzversagen verstorben. Entsprechende Medienberichte bestätigte seine Agentin gegenüber der Deutschen Presseagentur.

Im Kino nach dem Vater gesucht

Wepper wurde 1944 in Augsburg geboren und wuchs, gemeinsam mit seinem Bruder Fritz, im München der Nachkriegszeit auf. „Meine Mutter hat uns unglaublich viel Freiheit und Liebe gegeben. Ich hatte eine ganz fantastische Kindheit“, sagte Elmar Wepper einmal der „Bild am Sonntag“. „Wir durften spielen, spielen, spielen. Im Sommer sind wir nach dem Frühstück raus, verdrückten am Nachmittag mit Heißhunger irgendein Brot. Erst am Abend, kurz bevor es dunkel wurde, mahnte meine Mutter: ‚Jetzt kommt aber mal rauf.‘“

Der Vater war im Zweiten Weltkrieg Soldat und galt als vermisst. „Als Kinder sind wir ins Aki-Kino am Bahnhof, um in den Wochenschauen nach ihm zu suchen“, erinnerte sich Wepper im Interview der „Süddeutschen Zeitung“. Die Hoffnung: Der Vater könnte einer der Kriegsgefangenen sein, über die dort berichtet wurde. „Gefunden haben wir ihn nie.“

Mit 14 Jahren spielte Elmar Wepper in München erstmals Theater. Und er wurde Synchronsprecher bei der amerikanischen Jugendserie „Fury“, später in Kinofilmen etwa als deutsche Stimme von Mel Gibson. Er studierte Theaterwissenschaften und Germanistik. Das Schauspiel nahm er aber erst als Beruf wahr, als er bereits hineingerutscht war. Er sei Schauspieler „geworden, ohne es unbedingt werden zu wollen“, sagt er der „Presse“ einmal.

Ein TV-Start mit dem „Kommissar“

1974 wechselte sein Bruder Fritz zur späteren Kultserie „Derrick“ mit Horst Tappert, seine bisherige Rolle in der Krimi-Reihe „Der Kommissar“ mit Erik Ode wurde frei. Elmar Wepper ergriff die Chance und wurde Odes neuer Assistent. Seitdem war er regelmäßig zu sehen, in Filmen ebenso wie in Serien, etwa in „Der Alte“ oder in „Zwei Münchner in Hamburg“ mit Uschi Glas. Hin und wieder drehten die Brüder auch gemeinsam - wie in der Komödie „Drei unter einer Decke“.

2008 dann Doris Dörries Kinofilm „Kirschblüten - Hanami“: Wepper spielt darin Rudi, der mit einer Reise nach Japan die Träume seiner verstorbenen Frau erfüllen will, und bekam dafür den Deutschen Filmpreis verliehen. Statt leichter TV-Komödie ein bewegendes Drama - ein Genrewechsel, der ihn für weitere anspruchsvolle Filmcharaktere empfahl. „Natürlich freut es mich, dass in meinen späten Jahren das Rollenangebot interessanter geworden ist. Vielleicht traut man mir nach ‚Hanami‘ mehr zu“, mutmaßte Wepper, der verheiratet war und einen Sohn hatte, damals.

Dass seine Kunst nicht erst in „Kirschblüten“ augenfällig geworden sei, bekräftigte später Christoph Waltz: „Was für ein großartiger Schauspieler Elmar Wepper ist“, habe man auch im „Schloss am Wörthersee“ schon sehen können, sagte der Oscar-Preisträger im Interview mit der „Presse“.

Wiederkehrende Zusammenarbeit mit Doris Dörrie

Für Doris Dörrie stand Elmar Wepper später wieder vor der Kamera, in „Kirschblüten & Dämonen“, der Fortsetzung ihres gemeinsamen Erfolgs. Wepper ist darin wieder Rudi, der wie seine Frau mittlerweile tot ist. Beide erscheinen ihrem Sohn Karl nun als Geister. Regisseurin Dörrie schwärmte von den Dreharbeiten mit Wepper: „Ein vollkommen furchtloser und hingebungsvoller Schauspieler mit großem Herz und riesigem Können, der durch nichts aus der Ruhe zu bringen war.“

Herz zeigte Wepper auch in der Corona-Krise. Er und seine Kollegin Michaela May bereiteten in der Hochphase Senioren eine Freude - als Teil einer Ehrenamtlichen-Aktion. Einmal in der Woche riefen sie als „Telefonengel“ bei einsamen, alten Menschen an, um sich mit ihnen ein wenig zu unterhalten. Nun hat sein großes Herz aufgehört zu schlagen.

ORF ändert sein Programm

Der ORF zeigt in memoriam Elmar Wepper am 4. und 5. November drei Spätwerke des Schauspielers. Am Samstag ist um 9.05 Uhr „Grüner wird‘s nicht, sagte der Gärtner und flog davon“ auf ORF 2 zu sehen. Darauf folgt die Komödie „Adel dich“. Am Sonntag hebt der öffentlich-rechtliche Sender schließlich um 14.30 Uhr das Drama „Ich trage dich bis ans Ende der Welt“ ins Programm. (APA/kanu)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.