USA

WeWork dürfte kurz vor der Pleite stehen

Die 777 Standorte von We Work in 39 Ländern waren zuletzt nur zu 72 Prozent belegt. Vor allem in Nordamerika gab es Auslastungsprobleme.
Die 777 Standorte von We Work in 39 Ländern waren zuletzt nur zu 72 Prozent belegt. Vor allem in Nordamerika gab es Auslastungsprobleme.Bryn Colton/Bloomberg
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USA. Der Vermieter von Büroflächen war einst ziemlich umjubelt. Doch das Blatt wendete sich rasch. In der kommenden Woche könnte nun die Insolvenz folgen.

Wien. Das New Yorker Co-Working-Unternehmen We Work war einst ein gefeiertes Start-up. Nun soll das Unternehmen kurz vor der Pleite stehen. Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, plant We Work, in der kommenden Woche einen Insolvenzantrag nach Chapter 11 zu stellen. Zwar wollte sich das Unternehmen nicht zu Spekulationen äußern, wie die Zeitung berichtet. Den Investoren scheint der Schritt in den Konkurs aber nicht allzu abwegig zu sein. Sie ließen das Papier an der Börse fallen, die Aktie rutschte um über 40 Prozent ab. Seit Jahresbeginn hat der Kurs bereits um über 90 Prozent nachgegeben, das Papier notiert inzwischen nur noch bei rund 1,4 Dollar. Vor rund zwei Jahren waren die Anteilsscheine noch um rund 600 Dollar pro Stück gehandelt worden.

Das Unternehmen, an dem der japanische Technologieinvestor Softbank beteiligt ist, sitzt auf einem Schuldenberg in der Höhe von 2,9 Milliarden Dollar. Die langfristigen Mietverträge für Büroimmobilien summieren sich auf 13 Milliarden Dollar. Die Firma hatte in den vergangenen Wochen mehrfach Zahlungen für Anleihen ausgesetzt. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres hat We Work nach eigenen Angaben 646 Millionen Dollar verbrannt, Ende Juni verfügte das Unternehmen noch über Barmittel von 205 Millionen Dollar. Erst im Frühjahr hatte We Work seine Schulden um 1,5 Milliarden Dollar reduziert und längere Laufzeiten ausgehandelt. Im Mai war Sandeep Mathrani, der CEO von We Work, zurückgetreten. Vor rund zwei Wochen wurde der seither agierende interimistische Vorstandschef, David Tolley, offiziell als Nachfolger bestellt.

„Bilanz verbessert“

Zuletzt hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass es Gespräche mit seinen Gläubigern zur „Verbesserung seiner Bilanz“ führe und Schritte zur „Rationalisierung seines Immobilienbestands“ vornehme. Im Sommer war das Unternehmen bereits in die Schlagzeilen geraten, weil es an seinem Fortbestand zweifelte. Schon damals wurde berichtet, dass eine Gruppe von Wall-Street-Fonds, die dem US-Bürovermieter We Work Geld geliehen hatten, Umstrukturierungsoptionen prüfen würden. Die Fonds hatten damals angedeutet, dass sie einen Antrag auf Gläubigerschutz nach Chapter 11 unterstützen würden. Unter dem Schutz des US-Insolvenzrechts können sich Firmen für eine bestimmte Zeit vor dem Zugriff der Gläubiger schützen.

Softbank verlor viel Geld

Die Idee hinter We Work ist, in Co-Working-Spaces Büroräume mit gemeinsamer Infrastruktur an Start-ups und Unternehmer zu vermieten. Unter anderem dank geschickter Vermarktung durch die Gründer investierten Geldgeber in We Work und verhalfen dem Unternehmen zu einer Gesamtbewertung von bis zu 47 Milliarden Dollar (44,5 Mrd. Euro). Mit dem Ruf, eines der wertvollsten Start-ups zu sein, wollte We Work 2019 an die Börse gehen. Statt eines Triumphs folgte ein Flop. Der tiefere Einblick ins Geschäft im Börsenprospekt veranlasste große Investoren, einen Bogen um die verlustreiche Firma zu machen. Teuer wurde das damalige Debakel vor allem für den japanischen Konzern Softbank des Milliardärs Masayoshi Son.

Softbank und sein mit saudiarabischen Geldern gestützter Vision-Investitionsfonds hatten sich für neun Milliarden Dollar einen Anteil von 29 Prozent an We Work gesichert. Als der Börsengang 2019 platzte, nahm Softbank weitere 9,5 Milliarden Dollar in die Hand, um auf 80 Prozent aufzustocken und den umstrittenen Mitgründer und Chef Adam Neumann herauszudrängen. Die Investitionen in We Work bescherten Softbank einst den größten operativen Quartalsverlust seiner Geschichte. Man musste einräumen, We Work überschätzt und die Probleme der Unternehmensführung nicht erkannt zu haben. Im Jahr 2021 schaffte es We Work über einen Umweg dann doch noch an die Börse – durch die Fusion mit einer Blankoscheck-Firma (Spac).

Doch auch unter der Regie von Softbank blieb We Work glücklos. In der Corona-Pandemie leerten sich Büros weltweit, weil Menschen zu Hause arbeiteten. Auch nach Abklingen der Pandemie tut sich We Work schwer damit, seine Büroflächen zu füllen. Zugleich müssen etwa Mietkosten für Gebäude bezahlt und Schulden bedient werden. (ag./red.)

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