Laut dem am Freitag präsentierten Branchenbericht der Bundeswettbewerbsbehörde ist der Lebensmittelhandel kein Profiteur der hohen Preise. Die „unfairen Geschäftspraktiken“ mancher Händler seien aber Grund zur Sorge. Schon bald sollen erste Verfahren vor dem Kartellgericht eingeleitet werden.
Es ist die umfassendste Branchenuntersuchung in der Geschichte der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB). Vor dem Hintergrund starker Preissteigerungen im Lebensmittelhandel haben die Wettbewerbshüter seit Oktober 2022 alle Glieder in der Branche genau geprüft. Dafür wurden 700 Handelsunternehmen und 1500 Lieferanten in mehrstufigen Befragungen an die Kandare genommen, Konsumentinnen und Konsumenten befragt sowie tägliche Preisdaten aus den Onlineshops der Handelsketten analysiert.
All der Aufwand soll die Frage beantworten, ob ein verzerrter Wettbewerb zu den teils saftigen Verteuerungen in den Supermärkten geführt hat. Der am Freitag präsentierte Bericht ist 269 Seiten dick. Und er hat auch inhaltlich Gewicht. „Die Analyse zeigt mehrere Schwachstellen im Hinblick auf die Wettbewerbssituation“, sagt BWB-Chefin Natalie Harsdorf-Borsch. Aber was sind diese „Schwachstellen“ und welchen Anteil haben nun die einzelnen Player in der Wertschöpfungskette an den überproportional hohen Preisen?
Teurer „Österreich-Aufschlag“
Einerseits entlastet der Bericht den in den vergangenen Monaten immer wieder politisch geprügelten Lebensmittelhandel. Weder gäbe es konkrete Hinweise auf Preisabsprachen zwischen den Handelsketten, noch verdienten sich die Lebensmittelhändler im vergangenen Jahr eine goldene Nase. Im Gegenteil: Die Handelsmargen der Supermarktketten waren zuletzt tendenziell rückläufig, zeigen die Bilanzzahlen der Händler. Vor allem bei den Diskontern, auf die rund ein Viertel des Umsatzkuchens im heimischen Lebensmittelhandel fällt, brachen die Gewinnmargen zuletzt deutlich ein.