Leitartikel

Wo ist denn bloß die Sympathie für Israel hin?

Polizeiaufgebot vor einer Pro-Palästinenser-Demo in Berlin-Neukölln.
Polizeiaufgebot vor einer Pro-Palästinenser-Demo in Berlin-Neukölln.Reuters / Annegret Hilse
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Der Antisemitismus ist wieder en vogue – in der arabischen Welt wie in der Kulturszene. Robert Habecks Klarstellung sollte zur Pflichtlektüre werden.

Michael Köhlmeier hatte sich seine Rage von der Seele geschrieben. „Ich habe damit gerechnet, dass weltweit Hunderttausende auf die Straße gehen und ihre Sympathien für Israel kundtun. Das Gegenteil war der Fall. Das wird auch als große Schande der Linken in die Geschichte eingehen.“ Sein Text, verlesen von einem Schauspieler beim Lichtermeer auf dem Wiener Heldenplatz am Donnerstagabend, hat exakt einen Nerv in dem aufgeloderten Nahost-Konflikt getroffen, der vom sogenannten Heiligen Land auf die ganze Welt ausstrahlt.

Man muss nicht die Schändung des jüdischen Teils des Wiener Zentralfriedhofs in der Nacht auf Allerheiligen bemühen, die alles andere als ein Halloween-Spaß war, um nicht nur verblüfft, sondern entsetzt zu sein von dem grassierenden Antisemitismus – von den Straßen Ammans bis New Yorks, von Protestzügen von Berlin über Paris bis London. Überall hallt nun der unsägliche Slogan „Free Palestine – from the River to the Sea“ wider, der nichts anderes besagt als einen Palästinenserstaat vom Jordan bis zum Mittelmeer, mithin die Auslöschung Israels.

Israelischer David gegen arabischer Goliath

All das ereignet sich 75 Jahre nach der Staatsgründung Israels und 85 Jahre nach der Pogromnacht in Nazi-Deutschland. Wo sind die Bekenntnisse zum Judenstaat hin, wo die Welle der Sympathie für „David“ Israel gegen den arabischen „Goliath“ nach dem Sechstagekrieg 1967 und dem Jom-Kippur-Krieg sechs Jahre später? Die zahllosen Bücher, Filme, Zeugenaussagen über den Holocaust, die Unterrichtsstunden über die Nazi-Gräuel, die Besuche in den KZs von Mauthausen bis Auschwitz?

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