Krieg gegen Russland

Selenskij-Mitarbeiter: „Wir gewinnen nicht. Aber versuchen Sie einmal, ihm das zu sagen“

Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskij, besucht ein Artillerie-Ausbildungszentrum an einem unbekannten Ort in der Ukraine am 3. November 2023.
Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskij, besucht ein Artillerie-Ausbildungszentrum an einem unbekannten Ort in der Ukraine am 3. November 2023.Reuters/Ukrainian Presidential Press Service
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Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskij, glaubt fest an einen Sieg gegen Russland. So sehr, dass ihm Mitarbeiter in einem Medienbericht anonym vorwerfen, damit einen Strategiewechsel zu behindern.

Wolodymyr Selenskij führt seit rund 20 Monaten ein Land, das sich im Krieg befindet. „Niemand glaubt so sehr an unseren Sieg wie ich“, sagte er vor einer Woche in einem Interview mit dem britischen „Time Magazine“. Es sei erschreckend, „dass sich ein Teil der Welt an den Krieg in der Ukraine gewöhnt hat“, so Selenskij.

In dem Artikel kommen aber auch Mitarbeiter des ukrainischen Präsidenten zu Wort, die anonym bleiben wollen. Ihre Berichte zeichnen ein Bild eines enttäuschten, gar wütenden Staatschefs, der sich von den westlichen Verbündeten nach und nach im Stich gelassen fühlt. Diese hätten die Ukraine nicht mit den notwendigen Mitteln versorgt, um den Krieg zu gewinnen. Die Ukraine könne damit den Krieg lediglich überleben, wird einer von Selenskijs Mitarbeitern vom „Time Magazine“ zitiert.

Selenskij rückt nicht von Sieg über Russland ab

Die Überzeugungen von Selenskij seien allerdings unerschütterlich. Der Präsident glaube fest an einen Sieg gegen Russland, das grenze gar ans „Messianische“. Der Mitarbeiter sieht die Lage weitaus drastischer: „Er macht sich etwas vor. Wir haben keine Optionen mehr. Wir werden nicht gewinnen. Aber versuchen Sie einmal, ihm das zu sagen“, soll der ukrainische Beamte gesagt haben. Selenskijs Sturheit in dieser Frage behindere auch die Entwicklung einer neuen Strategie. Die Aussagen des anonymen Präsidentenmitarbeiters im „Time“-Magazin können allerdings nicht verifiziert werden.

Selenskij selbst warnt im Interview mit dem Magazin sogar davor, dass sich der Krieg weiter ausbreite, wenn Russland nicht gestoppt werde. „Ein dritter Weltkrieg könnte in der Ukraine beginnen, sich in Israel fortsetzen, von dort nach Asien weiterziehen und dann irgendwo anders explodieren.“

Selenskij appelliert an Einigkeit seiner Landsleute

Und so rief der ukrainische Präsident auch am Sonntag einmal mehr zur Einigkeit aller Ukrainer auf. Er appellierte an seine Landsleute, an ihr Land zu glauben. „An die Ukraine zu glauben bedeutet zu wissen, dass die Ukraine und die Ukrainer ihre Unabhängigkeit bewahren können, sie bewahren werden und sie zurückerhalten werden“, sagte er am Sonntag in seiner allabendlichen Videoansprache. „Wir müssen die Ukraine schützen, und das werden wir – daran habe ich keinen Zweifel.“

Allerdings müssten die Ukrainer dafür an einem Strang ziehen. „Aber genau wie nach dem 24. Februar (dem Beginn der russischen Invasion 2022) kann dies nur gemeinsam geschehen – gemeinsam, in Einigkeit, in Sorge um den Staat, um die Menschen neben Ihnen, um die Ukrainer, wo immer sie sind.“ Das Wichtigste sei, die Einheit des Volkes zu bewahren.

„Jede Woche sollte die Ukraine stärker machen, das ist ein Muss“, sagte Selenskij mit Blick auf weitere Kämpfe in den kommenden Monaten. „Und das ist eine gemeinsame Aufgabe für alle im Land.“ (APA/red.)

>> Der Artikel im „Time Magazine“

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