Im Kino

„The Marvels“: Warum Disney umdenken muss

Die mächtige Captain Marvel (Oscar-Preisträgerin Brie Larson) ist nicht so gerne Teil eines Teams.
Die mächtige Captain Marvel (Oscar-Preisträgerin Brie Larson) ist nicht so gerne Teil eines Teams.Marvel
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Der neue Blockbuster „The Marvels“ taugt nicht als Epos, ist aber kurzweilig und profitiert von der Chemie zwischen den drei Hauptfiguren. Insgesamt stecken Disneys Superhelden aber tief in der Krise.

The Marvels“ dürfte weder der befürchtete Flop werden, noch der erhoffte Hit. Mit 105 Minuten Laufzeit ist der bisher kürzeste Superhelden-Film knackig, er hat gute Action-Szenen, etwas Humor und eine Geschichte, der man auch ohne extensive Kenntnis der diversen Erzählstränge und Figuren aus dem Marvel-Kosmos folgen kann. Am Anfang tut sich ein neues Portal zwischen verschiedenen Universen auf und plötzlich sind drei Superheldinnen miteinander verbunden, so eng, dass sie ihre Plätze tauschen, sobald sie ihre übernatürlichen Kräfte einsetzen: Carol Danvers alias Captain Marvel (Brie Larson), Kamala Khan alias Miss Marvel (Iman Vellani) aus der gleichnamigen Serie und Monica Rambeau, die in der Serie „WandaVision“ eine zentrale Rolle spielte. Die Drei bilden unfreiwillig ein Team, um die diabolisch grinsende Kree-Herrscherin Dar-Benn (Zawe Ashton) zu besiegen. Die Hemmung, mit dem vor allem Captain Marvel dieses Bündnis mit der Teenagerin Kamala, die ein hingebungsvoller Fan von ihr ist, und ihrer inzwischen erwachsenen und von ihr enttäuschten „Nichte“ Rambeau eingeht, beschert dem insgesamt zahmen Film Witz; hier profitiert er von der Chemie zwischen den Hauptdarstellerinnen, was über Mängel in der Logik hinwegtröstet.

Iman Vellani als Ms. Marvel/Kamala Khan, Brie Larson als Captain Marvel/Carol Danvers und Teyonah Parris as Captain Monica Rambeau funktionieren als Trio erstaunlich gut
Iman Vellani als Ms. Marvel/Kamala Khan, Brie Larson als Captain Marvel/Carol Danvers und Teyonah Parris as Captain Monica Rambeau funktionieren als Trio erstaunlich gutMarvel/Laura Radford

Im jüngsten Trailer, der mit seinem Bombast einen falschen Eindruck erweckt, wird bedeutungsschwanger verkündet: „This Will Change Everything“. Verändern muss sich etwas – bei Marvel-Eigentümer Disney. Im Schnellmodus produzierte Filme und Serien haben das Qualitätssiegel Marvel beschädigt und sind mitschuld an der „superhero fatigue“, der Superheldenmüdigkeit (dass diese just einsetzt, wenn endlich Frauen ins Zentrum rücken, ist ärgerlich). Marvels „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ floppten heuer, wie auch die Konkurrenz von DC, das Warner Bros. gehört: „The Flash” und „Shazam! Fury of the Gods”. Allein der animierte „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ (Sony Pictures) und „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ (Marvel) waren Hits. Doch „Guardians“-Regisseur James Gunn hat neuerdings einen Posten bei DC, wo er den Masterplan für Batman und Co entwickeln soll.

Der neue Bösewicht ist ein Problem

Die Klausur der Disney-Entscheidungsträger im September soll eine regelrechte Krisen-Dauersitzung gewesen sein, weiß Branchenblatt „Variety“. Als Problemfall gilt auch „The Marvels“: Regisseurin Nia DaCosta, die am Drehbuch mitschrieb, widmete sich noch vor Fertigstellung des Blockbusters ihrem nächsten Projekt. Die erste Version des Films war so verworren, dass der mächtige Marvel-Chef Kevin Feige ungewöhnliche lange Nachdrehs verordnete. Darum tauschten der neue „Ant-Man“ und „The Marvels“ auch den Kinostart, und der Film mit dem Superhelden in Ameisengröße kam ins Kino, ehe die Special-Effects fertig waren.

Das größere Problem bereitet Feige aber Schauspieler Jonathan Majors. Er verkörpert den neuen Super-Bösewicht Kang, der über mehrere Filme aufgebaut werden soll, und schon in „Ant-Man“ und „Loki“ zu sehen war. Ende des Monats steht er vor Gericht, weil er seine Ex-Freundin geschlagen haben soll. Wird er verurteilt, kann Disney unmöglich an seinen Plänen festhalten. Angeblich denkt man gar über eine Rückkehr der originalen „Avengers“ nach, ungeachtet der Kosten und Tode einiger Figuren. Disney geht gerne auf Nummer sicher, dabei könnte man sich ein Beispiel an Warner Bros. nehmen. Die gingen mit „Barbie“ auf Risiko und wurden belohnt.

„The Marvels“, jetzt im Kino. Der ältere Trailer trifft den Kern des Films durchaus:

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