Die mit dem Iran verbündete Schiitenmiliz im Jemen hat Israel de facto den Krieg erklärt und schießt Raketen und Marschflugkörper gegen den fernen Feind im Norden. Bisher mit mäßigem Erfolg, doch überrascht die Bewaffnung dieser Truppe im „Armenhaus Arabiens“.
Vor der Küste des hoffnungslos bürgerkriegsgeplagten und zerrissenen Jemen ist am Mittwoch Berichten des US-Militärs zufolge eine große US-Drohne des Modells MQ-9 Reaper abgeschossen worden. Details wurden kaum genannt, doch dürfte sich der Vorfall im Roten Meer ereignet haben.
Die propellerbetriebenen Reapers des Herstellers General Atomics (elf Meter lang, 20 Meter Flügelspannweite, max. ca. 480 km/h) sind üblicherweise mit Luft-Boden-Raketen und/oder Lenkbomben bewaffnet, können aber auch Aufklärungseinsätze fliegen. Ob besagte Drohne bewaffnet war, wurde nicht gesagt — wohl aber, wer sie vom Himmel geholt hat: Nämlich Flugabwehreinheiten der Houthi (Huthi), jener schiitischen Rebellenarmee, deren Aufstand ab 2004 (mit Pause 2014/15) den Zerfall des Staates Jemen in heute vier Herrschaftsräume hauptsächlich verursacht hat. Heute beherrschen sie den Westen des gebirgigen Wüstenlandes mit der Hauptstadt Sanaa.
Nun ist diese Reaper nicht die erste, die aufs Konto der Huthi geht: Die hatten seit 2017 bereits drei Reapers der Amerikaner abgeschossen, die im Verein mit anderen westlichen und arabischen Ländern die alte Regierung des Jemen unterstützen. Die Abschüsse geschahen stets mit Flugabwehrraketen, in mindestens zwei dieser Fälle vom ursprünglich sowjetisch/russischen Typ SA-6 (Nato-Code: Gainful) bzw. einer von den Huthi weiterentwickelten Variante derselben.
Allerdings ist der jetzige Abschuss nicht isoliert, sondern vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges zu sehen. Die Huthi haben nämlich nach dem Angriff der Hamas-Miliz von Gaza heraus auf Israel am 7. Oktober für die Hamas Partei ergriffen. Und das erschöpft sich nicht in Massendemos und Rhetorik: Mehrfach wurden seither Drohnen, Marschflugkörper und ballistische Raketen aus Huthi-Land gen Israel gestartet, womit sich eine ungewöhnliche Angriffsachse von Süden her eröffnete.