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Benko gehört ein Teil der „Krone“: Was passiert nun damit?

René Benko auf einem Archivbild von 2014
René Benko auf einem Archivbild von 2014imago stock&people
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René Benko beteiligte sich vor fünf Jahren mit knapp 25 Prozent an „Kronen Zeitung“ und „Kurier“ und sicherte sich die Option auf 50 Prozent. Nur: Wie geht es jetzt weiter?

Die Eigentümer sind tief verfeindet, die Situation verfahren – und dürfte sich nach den jüngsten Entwicklungen auch nicht auflösen. Gemeint ist die „Kronen Zeitung“, Österreichs wohl mächtigstes Kleinformat. Diese gehört zu 50 Prozent der Familie des Mitgründers und langjährigen Chefredakteurs Hans Dichand und zu 50 Prozent der Österreich-Holding der deutschen Funke-Gruppe, die unter anderem die „WAZ“ und die „Berliner Morgenpost“ herausgibt. Dieser Holding gehört außerdem zu 49,44 Prozent der „Kurier“; die beiden Zeitungen bilden zusammen die Mediaprint. Funkes Holding selbst wiederum steht seit fast fünf Jahren zu 49 Prozent im Besitz der Signa Holding des Immobilienunternehmers René Benko, der damit einen Anteil von 24,5 Prozent an „Krone“ und 24,22 Prozent am „Kurier“ hat. Benko hat sich nun aber, nicht ganz freiwillig, aus seinem Konzern zurückgezogen; die Signa wiederum braucht Geld.

Was bedeutet das nun für den „Kurier“, der mehrheitlich der Raiffeisen Holding gehört, und vor allem für die umstrittene „Kronen Zeitung“? Könnten sich die Eigentümerverhältnisse ändern, wie der „Standard“ spekuliert?

Will Signa die Medienbeteiligung loswerden?

Das ist wohl auch eine Frage des Preises. Benko soll sich Vorkaufsrechte an den restlichen 50 Prozent bei Funkes Österreich-Ableger gesichert haben. Dabei soll es dem „Standard“ zufolge um eine hohe zweistellige Millionensumme gehen: 80 Millionen Euro soll Benko für das „Krone“-Viertel gezahlt haben, 80 weitere Millionen würde der Rest kosten. Dass Signa das Vorkaufsrecht nun nutzt, scheint abwegig. Vielmehr könnte sie interessiert daran sein, die Medienbeteiligung – die einzige des Konzerns – loszuwerden.

Nur an wen? Die Herausgeber-Familie Dichand soll grundsätzlich höchst interessiert sein daran, die volle Kontrolle über die „Krone“ zu erlangen. Doch 80 Millionen Euro seien „Welten“ entfernt von den Preisvorstellungen der Dichands, so der „Standard“.

Fraglich ist, ob jemand heute noch bereit ist, diese hohe Summe zu zahlen. Denn bei der „Krone“ waren die Zeiten schon einmal rosiger. Wegen gesunkener Abozahlen und gestiegener Kosten für Personal und Papier. Aber auch die Dichands selbst spielen eine Rolle. Denn in zwei Rahmenvereinbarungen aus den 1980er-Jahren ist ein Vorrecht auf garantierten Gewinn in Millionenhöhe für die Familie festgehalten. Zehn Millionen Euro soll dieser laut „Standard“ jährlich betragen. Diese für die Dichands einträglichen Rahmenverträge hatte die Funke-Mediengruppe im Jahr 2014 einseitig aufgekündigt. Die Erben von Hans Dichand erklärten die Kündigungen für nichtig.

Ein Schweizer Schiedsgericht gab der Familie 2021 recht. Die Funke-Gruppe zieht nun vor ein zweites Schiedsgericht, seit 2019 laufen außerdem diverse Schiedsverfahren über die Gewinnausschüttung. In dem Jahr hatte der deutsche Medienkonzern auch versucht, eine Entlassung von Christoph Dichand als Chefredakteur und Herausgeber juristisch durchzusetzen. Ohne Erfolg.

Funke setzt einen Sanierer ein

Wirtschaftlich sah es für die „Krone“ jedenfalls schon besser aus: So hat die gesamte Gruppe der Krone-Verlags GmbH laut Wirtschaftskompass, der sich auf das Firmenbuch bezieht, im Geschäftsjahr 2021/22 ein Vorsteuerergebnis von Minus 11,37 Millionen Euro (EGT) eingefahren. Die Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GmbH & Co KG hat im vergangenen Jahr nur 0,89 Millionen Euro Gewinn gemacht. Mit Dezember 2023 setzt die Funke-Gruppe dort den Sanierer Michael Tillian als Geschäftsführer ein, der in der Vergangenheit unter anderem Geschäftsführer der „Presse“ war und in der Mediaprint Christoph Niemöller von der Funke-Gruppe.

Diese Entwicklungen dürften die Lust möglicher Investoren, Minderheitseigentümer des mächtigen Kleinformats zu werden, empfindlich dämpfen. Zumal die Entscheidungshoheit über Inhalte und (politische) Ausrichtung des Kleinformats fest in der Hand der Mehrheitseigentümer bleibt. (her)

Mediaprint

Die Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag Ges.m.b.H. & Co KG - 1988 als Zusammenschluss der Verlage „Kronen Zeitung“ und „Kurier“ gegründet - ist Österreichs größtes Printmedienhaus. Es nimmt die zeitungswirtschaftlichen Belange in den Bereichen Anzeigen, Druck und Vertrieb wahr.

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