Kirche

Appell der Bischöfe: „Dürfen antisemitische Worte und Taten nicht hinnehmen“

Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner (Bild) hat den Vorsitz der Bischofskonferenz von Kardinal Christoph Schönborn „geerbt“.
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner (Bild) hat den Vorsitz der Bischofskonferenz von Kardinal Christoph Schönborn „geerbt“. APA / Eva Manhart
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Österreichs Bischöfe, die derzeit im Kloster Laab im Walde tagen, distanzieren sich mit deutlichen Worten von jeder Art des Antisemitismus. Und gestehen Schuld ein: Die Kirche habe bei jahrhundertelang religiös verbrämtem Antijudaismus versagt.

Die österreichischen Bischöfe haben sich „auf das Schärfste“ von jeder Form des Antisemitismus distanziert. In einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung der in Kloster Laab im Walde (NÖ.) tagenden Bischofskonferenz zu den Novemberpogromen am 9. November 1938 heißt es im Titel: „Antisemitismus darf die Herzen nicht wieder vergiften.“

In Österreich seien Übergriffe und Gewaltakte zuletzt deutlich gestiegen. „Jüngst kam es sogar zu einem feigen Brand- und Beschmutzungsanschlag auf den jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs“, beklagten die Bischöfe. Vor allem in den Sozialen Medien tobe ein „hasserfüllter Krieg der Bilder und Worte, der den Antisemitismus hemmungslos befeuert“. Die Gesellschaft dürfe solche antisemitischen Bilder, Worte und Taten nicht hinnehmen.

„Gefährliche Polarisierung“

Die Erinnerung an die Novemberpogrome vor 85 Jahren - „eines der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte“ - ist laut den Bischöfen heuer überschattet von Terror und Krieg im Heiligen Land. „Seit der barbarischen Attacke der Hamas auf Israel, auf unschuldiges Leben, jüdisches Leben, ist in vielen Ländern eine gefährliche Polarisierung eingetreten.“ Deren Auswüchsen in Österreich treten die Bischöfe entgegen: Das friedliche und freie Leben für Menschen jedweder Religion oder Überzeugung müsse hierzulande gewährleistet sein. „Jeder Antisemitismus baut auf Lüge und Hass auf. Er darf die Herzen nicht wieder vergiften!“, heißt es in der Erklärung.

Am 9. November 1938 wurden in einer geplanten Aktion des nationalsozialistischen Regimes im gesamten damaligen Deutschen Reich Synagogen zerstört sowie Jüdinnen und Juden entwürdigt, verfolgt, gefoltert und ermordet, erinnern die Bischöfe. Ganz Österreich und besonders Wien, „wo das blühende Leben einer großen jüdischen Gemeinde buchstäblich unter Schutt und Asche begraben wurde“, seien vom NS-Terror erfasst worden. Die Pogromnacht sei aber nur ein Vorbote für die „bis heute unfassbare Abgründigkeit der Shoa“ gewesen, die Juden millionenfach Mord und Vernichtung brachte.

„Mehrfaches Versagen“

Dazu äußerten die Bischöfe ein „schmerzliches Eingestehen eines mehrfachen Versagens“ auch der Kirche: „Zu lange hatte ein jahrhundertelang religiös verbrämter Antijudaismus die Kräfte geschwächt, die nötig gewesen wären, um als Christen dem nationalsozialistischen Rassenwahn und Antisemitismus entschieden entgegenzutreten.“ Es habe zwar Christen gegeben, die jüdischen Mitmenschen beistanden, ihnen halfen und sie retteten, „aber es waren zu wenige, viel zu wenige Gerechte“.

Klarer als vor 85 Jahren sei Christen heute bewusst, dass im Judentum die Wurzel ihres Glaubens liege, halten die Bischöfe fest. Das Gedenken an die Novemberpogrome sei heute damit verbunden, „unverbrüchlich an der Seite der jüdischen Gemeinde und ihrer Treue im Glauben“ zu stehen. Wenn der jüdische „Glaube an den Einen und Ewigen“ geschmäht und geschändet wird, „verlieren auch wir Christen diesen Ursprung, aus dem wir leben“, so die Bischöfe.

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