USA/China

Das Ende der „Panda-Diplomatie“

Suchbild mit Bär: Riesenpanda Mei Xiang hinter dem Fenster der Kiste beim Transport nach China.
Suchbild mit Bär: Riesenpanda Mei Xiang hinter dem Fenster der Kiste beim Transport nach China.AFP
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Kurz vor dem Treffen der Staatschefs der zwei Weltmächte in San Francisco holt Peking seine Pandabären aus Washington zurück. Es sind Symbole der politischen Interessen der Volksrepublik.

Enthusiastisch wurden die drei Pandas in ihrer Heimat willkommen geheißen. Auf sozialen Medien schauten Millionen Chinesen zu, wie Tian Tian, Mei Xiang und ihr Jungtier Xiao Qi Ji ihre erste Mahlzeit in Chengdu zu sich nahmen. Auf dem Speiseplan stand, wie sollte es anders sein, eine Portion Bambus. „Endlich sind sie wieder zu Hause!“, lautet ein tausendfach geteilter Kommentar auf der Online-Plattform Weibo.

Diese Woche wurden die letzten drei Pandas aus dem Washingtoner Zoo ausgeflogen, der Abschied fand unter großem Besucherandrang statt. Damit geht eine historische Ära zu Ende: Erstmals seit 51 Jahren sind keine Pandas mehr in der US-Hauptstadt – und das nur wenige Tage, bevor die Staatschefs Joe Biden und Xi Jinping in San Francisco zum diplomatischen Neustart ansetzen. 

Eine uralte Tradition

Seit der Tang-Dynastie (7. bis 10. Jhdt.) haben Chinas Kaiser Pandas an befreundete Länder ausgeliehen. Mao Zedong, Gründer der Volksrepublik, hat die Tradition in den 1950ern wiederbelebt. Die knuddeligen Tiere waren perfekte Repräsentanten Chinas: verspielt, friedlich, beliebt. 1972 bekam der einstige Erzfeind USA zwei Pandas. Präsident Richard Nixon flog nach Peking, um die Beziehungen zu normalisieren. Seine Frau, Patricia, soll von den chinesischen Tierchen enorm angetan gewesen sein. Premier Zhou Enlai reagierte – und sandte sofort das Pärchen Ling-Ling und Hsing-Hsing nach Washington, zwei besonders große Exemplare.

Seit den 80ern werden die seltenen Tiere nur mehr gegen eine jährliche Gebühr von bis zu einer Million Dollar verliehen. Sie verbessern nicht mehr nur das Image des Landes, sondern bringen auch handfeste Resultate: Wie etliche akademische Studien und Doktorarbeiten dokumentieren, gingen die Panda-Leihgaben oft mit Handelsverträgen und einträglichen Exportgeschäften einher.

Nun muss Washington ohne die Bärchen auskommen. Das ist natürlich kein Zufall, schließlich sind die Beziehungen zwischen den zwei Weltmächten seit Jahren im freien Fall: Man streitet wegen Menschenrechten, geistigen Eigentums, technologischer Sanktionen. In der Pandemie kam eine lange Funkstille hinzu. In Kürze aber sehen die zwei Staatschefs einander wieder persönlich, beim Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft Apec in San Francisco. Schon die Vorbereitungen führten zu einem deutlichen Tauen der Eiszeit: Man öffnete Gesprächskanäle, senkte die rhetorischen Provokationen. Doch hörte das militärische Säbelrassen nicht auf: Speziell im Südchinesischen Meer kommt es im Wochentakt zu gefährlichen Manövern chinesischer Schiffe und Flugzeuge. Dass die Öffentlichkeit das mitkriegt, hat vor allem mit den US-Geheimdiensten zu tun, die Beweisvideos etwa von Beinahe-Kollisionen publizieren.

Gradmesser der Stimmungslage

Dass die Volksrepublik selbstbewusst bis aggressiv ihre Interessen verfolgt, hat vor allem mit Xi Jinping zu tun. Das zeigt sich auch in der Panda-Diplomatie: Seit Jahren müssen immer mehr Tiere ihre Wahlheimat verlassen, neue Leihgaben wurden seltener. Im Zoo von Atlanta (Georgia) leben noch Pandas, die letzten in den USA. 2024 kommen sie nach China zurück, dann endet der Leihvertrag.

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