Vatikan

Papst enthebt konservativen US-Bischof Strickland seines Amtes

Papst Franziskus hat seinen wohl größten Kritiker unter den Bischöfen des Amtes enthoben.
Papst Franziskus hat seinen wohl größten Kritiker unter den Bischöfen des Amtes enthoben.Reuters / Remo Casilli
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Der texanische Bischof Joseph Strickland gilt als einer der größten Kritiker des Papstes. Nun scheint die rote Linie überschritten.

Papst Franziskus hat den konservativen US-amerikanischen Bischof von Tyler, Joseph Strickland, seines Amtes enthoben. Zum vorübergehenden Verwalter der Diözese ernannte er den Bischof von Austin, Joe Vasquez. Das teilte das vatikanische Presseamt laut Kathpress Samstagmittag mit. Weitere Einzelheiten wurden vorerst nicht bekannt gegeben. Der texanische Bischof gehörte in den vergangenen Jahren zu den schärfsten Papst-Kritikern innerhalb des US-Episkopats.

Der Konflikt zwischen dem konservativen Bischof aus Texas und dem Papst köchelte seit langem, nun scheint die rote Linie überschritten. Im Juni dieses Jahres hatte der Papst eine kirchenamtliche Überprüfung (Visitation) der Diözese Tyler angeordnet, das im Osten des US-Staates Texas liegt. Mit rund 100.000 Katholiken zählt es zu den kleineren Diözesen in den USA. In amerikanischen Medienberichten war damals vom Verdacht finanzieller Unregelmäßigkeiten die Rede.

Immer wieder scharfe Kritik an Papst Franziskus

Der Texaner Strickland wurde Ende 2012 von Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Tyler ernannt. Er hat in den vergangenen Jahren immer wieder durch scharfe Kritik am kirchenpolitischen und theologischen Kurs von Papst Franziskus für Schlagzeilen gesorgt. Im Mai hatte er in einem Tweet betont, zwar sei Papst Franziskus der rechtmäßige Papst, doch untergrabe er die überlieferte Glaubenslehre.

Am 31. Oktober hatte Strickland in einem Beitrag für ein Forum konservativer Katholiken in Rom, dem „Rome Life Forum“, aus dem Brief eines Freundes vorgelesen, in dem Papst Franziskus beschuldigt wird, das Papstamt unrechtmäßig erobert und den rechtmäßigen Papst verdrängt zu haben.

Wörtlich hieß es in dem von Strickland verlesenen Brief: „Würdet ihr zulassen, dass derjenige, der den wahren Papst verdrängt hat und versucht hat, auf einem Stuhl zu sitzen, der ihm nicht zusteht, nun das definiert, was die Kirche sein soll?“ Strickland hatte implizit zu verstehen gegeben, dass er die Ansichten des Briefschreibers teilt.

Die für Bischofsernennungen zuständige Vatikan-Behörde, das Dikasterium für die Bischöfe, soll laut Medienberichten bereits im September über eine mögliche Amtsenthebung Stricklands beraten haben. Damals hatte Strickland erklärt, er werde sein Amt auch dann nicht aufgeben, wenn der Papst ihm dies nahelegen würde. (APA)

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