Bürgerbeteiligung

Wiener, engagiert euch! Aber bitte nicht zu viel

Sabi und Katarina Rimanóczy waren unter den ersten Bewohnern der Seestadt. Seitdem kämpfen sie um mehr Grünraum in dem Stadtteil.
Sabi und Katarina Rimanóczy waren unter den ersten Bewohnern der Seestadt. Seitdem kämpfen sie um mehr Grünraum in dem Stadtteil. Akos Burg
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Ein paar Bürger der Seestadt begrünen auf eigene Faust ihre Nachbarschaft – und Wien schickt eine Rechnung. Will die Stadt überhaupt Teilhabe? Über das schwierige Leben von Bürgerinitiativen in Wien.

Die meisten Kletterpflanzen, die auf die Pergola emporranken und im Sommer Schatten spenden, haben sich in die Winterpause verabschiedet. Doch auch an einem sonnigen Herbsttag im November ist die Laube, mit den aus Holz gezimmerten Möbeln darunter und Sträuchern und Blumen rundherum ein einladender Ort.

Zum Verweilen, ausruhen, abkühlen oder Nachbarn treffen. Die „Seestadt Lounge“ passt gut hierher, mitten auf den Hannah-Arendt-Platz, dem zentralen Platz des Vorzeigestadtviertels Seestadt Aspern in der Donaustadt.

Vorzeigestadtviertel Seestadt Aspern

Ganz so, als hätte sie die Stadt für seine Bürger geplant. Bloß, dass die die Seestadt-Lounge mit eigenen Kräften und Ressourcen auf die Beine gestellt haben. Weil ihnen ihr Viertel zu grau und zu lieblos war. Nun sollen sie die Stadt dafür bezahlen.

„Ein Schlag ins Gesicht“, so beschreibt Sabi Rimanóczy den Moment, als die Rechnung hereingeflattert sei. Rund 1000 Euro pro Jahr müsse der von ihm und seiner Frau gegründete Verein „SeeStadtgrün“ an die Stadt zahlen. Als Nutzungsgebühr der 400 Quadratmeter großen Fläche, auf der seit Sommer 2022 die Seestadt-Lounge steht. „Wir verdienen daran nichts, es ist komplett öffentlich, wir reinigen, gießen und haften für die Fläche. Warum wir dafür noch zahlen sollen, ist schwer nachvollziehbar.“ Schließlich habe er die Fläche nicht zum Spaß umgestaltet. „Wir wollten ein Zeichen setzen“, sagt Rimanóczy. Wie die Seestadt aussehen könnte, würde man sie ordentlich begrünen.

Was besonders absurd erscheint: Die von der Initiative begrünte Fläche ist Teil jener rund 5000 Quadratmeter, die im Masterplan der Seestadt als „Gestaltungszonen“ ausgewiesen wurden und somit für die temporäre Aneignung durch die Bewohner vorgesehen waren. Gestaltet wurde bis dato wenig, vieles sei an bürokratischen und rechtlichen Hürden gescheitert, erzählt Rimanóczy. „Jetzt kommen Mitarbeiter der Stadtgärten alle paar Wochen und reißen die Pflanzen, die dort wachsen, aus den Schotterflächen.“

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