Kolumne Unterwegs

Moskau in Zeiten der GPS-Störung

Auf den Straßen von Moskau und anderen Gegenden in Russland sind die Dinge wegen des Krieges vielfach undurchsichtiger und verwirrender geworden.
Auf den Straßen von Moskau und anderen Gegenden in Russland sind die Dinge wegen des Krieges vielfach undurchsichtiger und verwirrender geworden.AFP
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Das angeblich kommende Taxi hüpft auf der Karte der Handy-App hin und her, die eigene Position erscheint darauf völlig falsch, Leihräder und E-Scooter dafür in der Moskwa. Alles wegen der ukrainischen Drohnen und gewissen Gegenmaßnahmen.

Der Taxifahrer sagt, er komme nicht. Er sei noch mindestens eine halbe Stunde unterwegs, um mich irgendwo in der Moskauer Nacht aufzugabeln. Dabei hatte die Taxi-App ihn zuvor zwei Minuten von mir entfernt angezeigt.

„Bestellen Sie sich ein neues“, sagt die Stimme am anderen Ende der Leitung. Ich suche in der gelb-weiß-schwarzen App also ein anderes Gefährt. Mehrere Autos ploppen auf dem Handy auf, sie irren anscheinend alle in meiner Nähe umher, zumindest in der digitalen Welt. Wo sie in der echten Welt der Moskauer Straßen unterwegs sind, weiß niemand. Denn die Behörden bzw. das Militär stören seit Monaten das GPS-Signal der Satellitennavigation.

Die Stadt, die so stolz darauf ist, alles Mögliche durchdigitalisiert zu haben, legt sich also selbst lahm. Zumindest im Zentrum. In den Bussen werden die Haltestellen nicht mehr angesagt, die Taxi-App meldet ständig „Probleme mit der Navigation“, manchmal werden E-Roller, Leihräder, Carsharing-Autos einfach irgendwo mitten in der Moskwa angezeigt, auch der eigene Standort ploppt zuweilen an einem völlig anderen Ende der Metropole auf.

Woran das liegt? An den Drohnen, die mittlerweile nahezu täglich im Großraum der Stadt oder in Moskau selbst abstürzen. Das GPS-Signal (übrigens eine US-Erfindung) wird gestört, um die Navigation der Geräte zu behindern. Das behindert dadurch alles Mögliche. Die Moskauer nehmen das meist achselzuckend hin. Sie nehmen auch den Krieg in der Ukraine, in ihrem Namen geführt, hin – und sagen: „Ist halt so.“ Wie ein Taxi, das nicht kommt.

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