Interview

Premier Kurti: „Putin hat eine Obsession mit dem Kosovo“

Im „Presse“-Interview wirft Kosovos Premier Albin Kurti Serbien eine „Salamitaktik“ bei den Verhandlungen vor.
Im „Presse“-Interview wirft Kosovos Premier Albin Kurti Serbien eine „Salamitaktik“ bei den Verhandlungen vor. Clemens Fabry
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Der Regierungschef des Kosovo, Albin Kurti, warnt vor einem hybriden Krieg Russlands in Südosteuropa. Und er schildert, warum, aus seiner Sicht, ein Abkommen mit Serbien gescheitert ist.

Die Presse: Zuletzt spitzte sich die Lage im Norden des Kosovo äußerst zu. Serbische Milizen verübten einen Überfall, und Serbiens Militär marschierte an der Grenze auf. Mittlerweile hat sich die Lage etwas entspannt. Aber ist die Gefahr wirklich vorbei?

Albin Kurti: Am 24. September drangen Dutzende Paramilitärs, angeführt von Milan Radoičić und mit Unterstützung des serbischen Präsidenten, Aleksandar Vučić, im Kosovo ein. Sie töteten einen Polizisten und verschanzten sich im orthodoxen Kloster bei Banskja. Sie hofften, dass unsere Polizei das Kloster stürmt, um einen großen Konflikt mit einem religiösen Beigeschmack herbeizuführen. Aber unsere Polizei konnte die Terroristen vertreiben, ohne Zivilisten zu verletzen. Wir haben mehrere Terroristen verhaftet und drei getötet. Aber der Großteil von ihnen ist nach Serbien geflohen, wo sie in Freiheit sind. Radoičić war nur kurz im Gefängnis, obwohl er alles zugegeben hat. Derzeit ist die Lage ruhig. Aber ob es so bleibt, hängt von den Befehlen aus Belgrad ab.

Und was erwarten Sie?

Seit der Errichtung von Barrikaden im Norden des Kosovo im Dezember kommen die Eskalationen in Wellenform. Vučić setzt, so wie Putin einst auf der Krim, seine kleinen grünen Männchen ein, um den Kosovo zu destabilisieren. Er macht das auch in Bosnien und Herzegowina und in Montenegro. Aber im Kosovo ist es ihm nicht gelungen.

Andererseits musste Serbiens Geheimdienstchef Aleksandar Vulin, der gute Kontakte zu Russland hat, zurücktreten. Zeigt das nicht, dass sich in Belgrad etwas zum Positiven bewegt?

Als Vulin nicht mehr Innenminister war, hieß es, das sei ein positiver Schritt Vučićs. Aber später wurde Vulin dann Chef des Geheimdienstes. Er wird immer nur von einem Posten auf den anderen verschoben. Die beiden Aleksandars sind beste Freunde.

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