Südostafrika

Mosambik: Proteste im Land der Bodenschätze

Proteste in der Hauptstadt Maputo nach den Regionalwahlen, die von den Oppositionsparteien als gefälscht bezeichnet werden.
Proteste in der Hauptstadt Maputo nach den Regionalwahlen, die von den Oppositionsparteien als gefälscht bezeichnet werden. Reuters / Stringer
  • Drucken

In Mosambik regt sich seit den Regionalwahlen Mitte Oktober Widerstand gegen die seit Jahrzehnten regierende Partei Frelimo. Die Opposition des bitterarmen Staats spricht von Wahlbetrug und geht seit Wochen auf die Straße.

Langsam schiebt sich der Fahrradkorso über die breite Straße, die zum Flughafen führt. Sie klingeln und singen. Andere sind zu Fuß unterwegs, wedeln mit Zweigen und tanzen. Wie eine Demonstration wirkt der Zug durch die Straßen von Quelimane im südostafrikanischen Mosambik nicht. Und doch gehen die Einwohner der Vier-Millionen-Stadt schon seit Wochen immer wieder auf die Straße.

Sie protestieren gegen das Ergebnis der Lokalwahlen vom 11. Oktober. In 64 von 65 Wahlkreisen hat laut offiziellem Ergebnis die Regierungspartei Frelimo gewonnen. Dass auch die Oppositionshochburg Quelimane an die das Land dominierende Frelimo gegangen sein soll, will hier niemand glauben.

Vertreter der wichtigsten Oppositionspartei Renamo sprechen von Wahlbetrug. Sie sind der Meinung, die Wahlurnen seien manipuliert worden. In der Hauptstadt Maputo sowie im Norden des Landes habe Renamo die Mehrheit errungen. Sie fordern eine Neuauszählung der Stimmen und wo nötig auch eine Wahlwiederholung.

Hohe Lebenserhaltungskosten

Während in den meisten Teilen des Landes die Proteste friedlich abliefen, kam es in einigen Städten zu Gewalt. Die Polizei setzte Tränengas ein, es gab mehrere Tote. Noch sei die Stimmung weitgehend friedlich, doch die Gemengelage explosiv, meinen Beobachter. Nächstes Jahr steht in Mosambik die Präsidentschaftswahl an.

Erst im Frühjahr war es nach dem Tod eines mosambikanischen Musikstars zu Massenprotesten gekommen. Der Rapper Azagaia hatte mit seinen Texten immer wieder die hohen Lebenserhaltungskosten in dem bitterarmen Land sowie soziale Missstände angeprangert und damit den Nerv der Jugend getroffen. Nach seinem überraschenden Tod formierten sich spontane Trauermärsche, die bald in soziale Proteste umschlugen, die die Regierung zu unterdrücken versuchte.

Seit Jahrzehnten ist die Partei Frelimo an der Macht in der früheren portugiesischen Kolonie (bis 1975). Im Vorjahr kam es zu einem riesigen Korruptionsprozess, der aufzeigte, dass unzählige amtierende und ehemalige Regierungsmitglieder bis hinauf zum Präsidenten in die Unterschlagung von Unsummen an US-Dollars verstrickt waren. Die Angeklagten kamen ungeschoren davon. Große Vorkommen an Bodenschätzen, vor allem Erdgas, gibt es im Norden des Landes. Dort toben seit Jahren Machtkämpfe zwischen der Zentralregierung und islamistischen Gruppierungen. Ausgang ungewiss.

Lexikon

Mosambik (etwa 34 Millionen Einwohner, fast zehnmal die Fläche Österreichs) war ab dem 16. Jahrhundert weitgehend unter die Vorherrschaft Portugals gefallen, wenngleich dort schon zuvor und auch noch danach vielfach arabische Fürsten das Sagen hatten und Handel u. a. mit Slaven betrieben. In den 1960ern begann ein Aufstand gegen Portugals Herrschaft, die 1975 endete.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.