Politische Mode

Das Palästinensertuch ist zurück

Eine Demonstrantin mit Kufiya in Rom.
Eine Demonstrantin mit Kufiya in Rom. Imago (Matteo Nardone)
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Auf den Straßen sieht man wieder Kufiyas, einmal mehr sind sie das Accessoire der Wahl im Nahost-Protest.

Was in der Mode tragbar ist, wird laufend neu bewertet. Radler-Hose, Hose unter dem Hintern, keine Hose - zur richtigen Zeit ging und geht alles. Kleidung spiegelt die Stimmungen der Gegenwart wider. Sie hat natürlich Botschaft. Die modische Alltagsflucht der 90er - mit ihren Knallfarben, Minischnullern und Smileys - hatte beispielsweise in den letzten Saisonen wieder hohe Strahlkraft. Gegen Pandemie, Krieg und Klimawandel wollte man visuell gegensteuern. Mit dem zweiten großen Krieg ist „Dopamin-Dressing“ nun am Ende, die Kleidung wird dunkel. Ein vor kurzer Zeit noch selten gesichtetes Statement Piece ist zurück: die Kufiya, das Palästinensertuch.

Greta Thunberg
Greta Thunberg Reuters (PIROSCHKA VAN DE WOUW)

Auf den Pro-Palästina-Demos sieht man es überall, ob in Italien oder den USA, Demonstranten binden das weiße Tuch mit dem gewürfelten Muster entweder traditionell als Turban oder Kopftuch, aber auch als Stirnband, Zopfband oder ganz 90er-oldschool wie Klimaaktivistin Greta Thunberg als lockeren Schal. Die politische Ausdruckskraft der Kufiya war stets schwankend.

In der linken Jugendkultur der 68er-Studentenproteste stand es als klares Solidaritätsbekenntnis mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO im Fokus, in der Krocha-Szene mischte es sich ganz unbemerkt zu Ed Hardy und Vokuhila, vertrat aber keine expliziten Werte oder politische Lager. Wenn man das Tuch mit einer Person verbindet, dann ziemlich sicher mit dem langjährigen Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat, der machte die Kufiya zu seinem Markenzeichen. Er faltete sie über die rechte Schulter in Form eines Dreiecks.

 Jassir Arafat, New York, 1983.
 Jassir Arafat, New York, 1983.Getty

Das Tuch der Unabhängigkeit

Die Kufiya wird traditionell in vielen Teilen des Nahen Ostens von der ländlichen und nomadischen Bevölkerung getragen, um sich vor Sonne, Staub und Sand zu schützen. Insbesondere die Schwarz-Weiß-Version des ursprünglichen Beduinentuchs steht für das Streben der Palästinenser nach Unabhängigkeit und den palästinensischen Nationalismus. Seinen Ursprung dürfte die Symbolik im arabischen Aufstand gegen die britische Herrschaft von 1936 bis 1939 gehabt haben. Seit Beginn des Israel-Hamas-Krieges kam es weltweit zu Demonstrationen zur Unterstützung der palästinensischen Zivilbevölkerung in Gaza. Seitdem sieht man das Palästinensertuch wieder häufiger.

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