Krieg in Nahost

Israel zeigt Bilder von Hamas-Lager unter Kinderkrankenhaus

Luftaufnahme des Rantisi-Kinderkrankenhauses in Gaza-Stadt am 11. November. Die israelische Armee berichtet von Waffenfunden im Keller und von Hinweisen auf einen möglichen Geiselaufenthalt-
Luftaufnahme des Rantisi-Kinderkrankenhauses in Gaza-Stadt am 11. November. Die israelische Armee berichtet von Waffenfunden im Keller und von Hinweisen auf einen möglichen Geiselaufenthalt-APA / AFP / -
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„Die Hamas führt von diesem Krankenhaus aus ihren Krieg gegen die Israelis“, sagt ein Militärsprecher. Neue Videoaufzeichnungen sollen die Annahme stützen, dass die Hamas Krankenhäuser als militärische Operationszentren benutzt.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben Anzeichen für verschleppte Geiseln in einer Kinderklinik im Gazastreifen gefunden. Armeesprecher Daniel Hagari veröffentlichte Videos und Fotos, die zeigen sollen, dass die radikal-islamische Hamas im Keller des Rantisi-Kinderkrankenhauses in Gaza-Stadt Waffen gelagert und dort offenbar auch Geiseln festgehalten hat. Die Hamas wies dies zurück und bezeichnete die Aufnahmen als gefälscht.

Zugleich bot die Organisation aber an, bis zu 70 als Geiseln gehaltene Frauen und Kinder freizulassen, wenn Israel im Gegenzug einer fünftägigen Waffenruhe zustimmt. Der israelische Militärsprecher Hagari erklärte, die Truppen hätten im Keller der Klinik eine Kommandozentrale mit einem Waffenarsenal gefunden, in dem Granaten und andere Sprengstoffe von Hamas-Kämpfern gelagert worden seien. „Und wir haben auch Anzeichen gefunden, die darauf hindeuten, dass die Hamas hier Geiseln hält. Dies wird derzeit von uns untersucht. Aber wir haben auch Informationen, die dies bestätigen,“ ergänzte Hagari. Er zeigte im Fernsehen Aufnahmen von rudimentären Wohnräumen, darunter eine kleine Küche, sowie einen nahe gelegenen Tunnelschacht, der nach seinen Angaben zum Haus eines hochrangigen Hamas-Marinekommandanten führte. „Die Hamas hat dieses gesamte Gebiet unter ihre Kontrolle gebracht und führt von diesem Krankenhaus aus ihren Krieg gegen die Israelis.“

Entgegen den Angaben von palästinensischen Behörden vom Wochenende sei das größte Krankenhaus im Gazastreifen nicht außer Betrieb, meldete unterdessen die Weltgesundheitsorganisation (WHO). „Für uns ist es wegen des heroischen Einsatzes des verbleibenden Personals ein funktionierendes Krankenhaus“, sagte Margaret Harris, WHO-Sprecherin, am Dienstag in Genf. Trotz Stromausfalls und Angriffen versuche das Personal im Shifa-Krankenhaus alles in seiner Macht Stehende, um rund 700 verbliebene schwer kranke Patientinnen und Patienten zu versorgen.

Innerhalb der vergangenen 24 Stunden seien 20 gestorben, sagte Harris unter Bezug auf lokale Gesundheitsbehörden. Die WHO habe eigene Mitarbeiter im Norden des Gazastreifens. Sie hätten wie die verbliebene Bevölkerung Probleme, sich mit den Nötigsten an Essen und Trinken zu versorgen. Das Shifa-Krankenhaus ist nicht nur die größte Klinik im Gazastreifen. Es war vor den jüngsten israelischen Angriffen auch das am besten ausgestattete Krankenhaus mit den spezialisiertesten Ärzten. Deshalb seien dort besonders Schwerkranke behandelt worden. Ihre Evakuierung wäre selbst unter besten Bedingungen ohne Konflikt in den Straßen schwierig gewesen, sagte Harris. Im Chaos des Konflikts sei es unmöglich. Außerdem gebe es im Süden des Gazastreifens keine Kapazitäten, diese Patienten aufzunehmen. „Wie betteln um eine Feuerpause“, sagte Harris.

„Waren gezwungen, 179 Tote in Massengrab zu beerdigen“

Der Direktor des Shifa-Spitals hatte zuvor die Beisetzung von 179 Toten in einem auf dem Klinikgelände ausgehobenen „Massengrab“ bekanntgegeben. „Wir waren gezwungen, sie in einem Massengrab zu beerdigen“, sagte Mohammed Abu Salmiya. Es seien auch sieben Babys und 29 Patienten von der Intensivstation unter den Toten, die nach dem Zuneigegehen der Treibstoffvorräte der Klinik am Dienstag beerdigt wurden. Leichen lägen in den Gängen des Krankenhauskomplexes, die Leichenhalle werde nicht mehr mit Strom versorgt, führte Salmiya aus.

Ein Journalist vor Ort, der mit der Nachrichtenagentur AFP zusammenarbeitet, sagte, der Geruch von verwesenden Leichen in dem Klinikkomplex sei erdrückend. Die Kämpfe und Luftangriffe seien zwar in der ganzen Nacht fortgesetzt worden, jedoch weniger intensiv als in den vorherigen Nächten. (APA/Reuters/AFP/dpa)

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